Ganz im Zeichen des Dackels
Im Posh Teckel geht es um Britpop und die große Liebe zu majestätischen Kurzbeinern
Auf dem Tresen steht ein roter Spardosen-Dackel, daneben glitzert die Disco-Version mit silbernen Pailetten. Auf dem Fensterbrett sitzt ein beleuchteter Porzellan-Dackel. Die Wände zieren Poster und Fotos mit Dackel-Motiven. Im Posh Teckel, der Manchesterbar im Norden Neuköllns, dreht sich alles um die kurzbeinigen, langgestreckten Jagdhunde.
Konsequenterweise weiß der Gast bereits schon vor der Tür, was drinnen Sache ist: Über dem Eingang in der Pflügerstraße 4 hängt ein Schild mit der Schwarzweißzeichnung eines bekrönten Dackelkopfes. Das Modell dafür heißt Ella, ist ein Zwergdackel, mittlerweile 14 Jahre alt und sozusagen Gründungsmitglied des Etablissements.
Bernd Ehnes und Judith Schmitt haben 2014 in der ehemaligen Pflüger-Klause ihr Lokal eröffnet – als Musikkneipe nach dem Vorbild des Cafés Night & Day in Manchester. Deshalb treten dort auch Bands aus der britischen Stadt auf und wenn keine Live-Acts auf dem Programm stehen, tönen Songs von Oasis oder The Smiths aus den Boxen. Lady Ella war von Beginn an das Maskottchen des Pubs. Ihr Porträt gibt es auch mit Hut, zum Beispiel auf der Internetseite poshteckel.de. Dass Ella manchmal mit Krone auftritt, gehört zu ihrem Style. Denn Dackel seien vornehm, also posh, wie Ehnes sagt. „Außerdem sind sie royale Tiere.“
Regelrechte Dackel-Manie
Bei einem einzigen Vertreter der Rasse blieb es nicht lange. 2016 kam Welpe Bonnie, ein Geschenk von Stammgästen, das sich zu einem etwas zu groß geratenen Kurzhaarteckel auswuchs. Und damit begann eine regelrechte Dackel-Manie. Alle vier Wochen organisierten Bernd und Judith Dackeltreffen. Mit Gleichgesinnten und deren kurzbeinigen Gefährten ging es dann durch den Kiez in die Hasenheide.
Auch die Speisekarte wurde angepasst. Fish and Chips oder Nürnberger Rostbratwürstchen kommen nicht mit schnöden Kartoffelstäbchen auf den Tisch. Sie werden von Teckel-Fries begleitet, also mit einem Ausstecher in Dackel-Form gebracht. „Daran habe ich lange experimentiert, probiert, welche Kartoffelsorte sich am besten eignet, welches Frittierfett passt“, so Ehnes. Viel Aufwand, aber „wir servieren hier die weltweit einzigen Dackel-Pommes“.
Pizza in Dackelform
Extra für die Pizzen hat Bernd Ehnes eine Dackelform anfertigen lassen. Die Fladen-Variationen heißen selbstverständlich nach den Hunden der Barbetreiber und der Gäste. „Ella“ ist eine Pizza Margherita, „Bonnie“ mit Salami belegt, „Trudi“ mit Spinat und Gorgonzola, und wer „Rüdi“ bestellt, bekommt eine weiße Pizza. Weintrinker können zwischen der Hausmarke und den Sorten „Rau“, „Kurz“ oder „Lang“ wählen. Auch Sekt mit Dackelzeichnung auf dem Etikett ist im Angebot. Lieferant ist das rheinhessische Weingut Sandwiese, dessen Inhaber zudem – wen wundert’s – eine Dackelzucht betreiben.
Die letzte Zeit war für die Inhaber coronabedingt nicht einfach. Glücklicherweise gab es finanzielle Unterstützung von den Stammgästen. Geholfen hat auch das Ausliefern von Essen mit dem Lastenrad „Posh Teckel on Tour“. Jetzt läuft der Barbetrieb wieder an vier Tagen in der Woche, ganz nach dem Motto: „Save the Teckel“. Ab und an gibt es Sonderaktionen. So wurde Anfang Januar gegen Corona geimpft. Am Sonntag, 6. Februar, kommt um 15 Uhr ein Messerschärfer in den Pub. Und hoffentlich gibt es dann bald auch wieder Dackeltreffen.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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