Leuchttürme, Vorbilder, Botschafter
Neuköllner Ehrennadeln gehen an sechs Menschen, die sich für andere einsetzen
Für eine gute Nachbarschaft, für Kranke und Obdachlose, für Umweltbildung und Kultur: Sechs Persönlichkeiten, die sich auf unterschiedlichen Feldern engagieren, haben die Neuköllner Ehrennadel erhalten. Das ist die höchste Auszeichnung, die der Bezirk zu vergeben hat.
Bei einer Feier auf Schloss Britz verliehen Lars Oeverdiek, Vorsteher der Bezirksverordnetenversammlung, und Bürgermeister Martin Hikel (beide SPD) am 14. Dezember die Nadeln. „Sie sind Leuchttürme, Vorbilder, Botschafterinnen und Botschafter unseres Bezirks. Sie bereichern unsere Kieze und machen Neukölln noch lebenswerter“, sagt Hikel und bedankte sich bei den Geehrten.
Renate Bremmert gehört zu den Mitbegründerinnen des Vereins „Alte Dorfschule Rudow“. Sie hat das Haus zu einem wichtigen Kulturzentrum ausgebaut, jahrelang die beliebten Matinees organisiert und die Dorfschule in das jährliche Festival „Rudow liest“ einbezogen. Renate Bremmert ist aktiv in zivilgesellschaftlichen Bündnissen in Rudow. Von 1986 bis 2003 war sie die erste Frauenbeauftragte des Bezirks und verhalf dem Amt zu Anerkennung.
Umweltschutz, der Spaß macht
Michael Freiberg, jahrelang tätig in Verwaltung und Politik, hat sich vor allem als Vorsitzender des Vereins Freilandlabor Britz einen Namen gemacht. Der widmet sich der Umweltbildung in der Stadt. Die Palette reicht von Entdeckertouren für Kitas über Pilzberatungen und Vögelbeobachtungen für Familien bis hin zu Veranstaltungen für Senioren. Das Freilandlabor ist mit Standorten am Britzer Garten als auch auf dem Tempelhofer Feld präsent.
Holger Kratzat ist nach einem Unfall seit über drei Jahrzehnten auf einen Rollstuhl angewiesen. Erst 2013, mit 46 Jahren, entdeckte er den Sport für sich – und wurde zwei Jahre später auf Anhieb Deutscher Meister im Rollstuhlfechten. Derzeit bereitet er sich auf die Paralympischen Spiele in Tokio vor. Kratzat, der im Diakoniehaus Britz lebt, ist aber auch ehrenamtlich im Kiez unterwegs, bei Reinigungsaktionen im Kiez genauso wie in der Tee- und Wärmestube Neukölln.
Ingrid Munk ist Chefärztin an der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik im Klinikum Neukölln. Sie setzt sich seit Jahren dafür ein, dass Patienten in passgenaue Betreuungs- und Wohnformen entlassen werden können. So sind innovative Projekte für schwer erkrankte Obdachlose in Neukölln auch ihr zu verdanken. Nicht zuletzt hat Ingrid Munk Anteil an dem Neubau der Psychiatrie-Station im Klinikum, der die Versorgung verbessern wird.
Trotz rechter Angriffe
Heinz Ostermann führt die Buchhandlung Leporello und organisiert die jährliche Veranstaltung „Rudow liest“: Ein Wochenende lang sind Autoren in Läden, Geschäften, Kirchen und Kultureinrichtungen zu Gast. Der Bundesverband des Deutschen Buchhandels hat sein Geschäft zum „ausgezeichneten Ort der Kultur“ gekürt. Außerdem engagiert sich Ostermann gegen Rassismus und Ausgrenzung – trotz aller Einschüchterungsversuche von Rechtsextremisten.
Beate Storni ist Neuköllnerin durch und durch. Seit bald vier Jahrzehnten mischt sie ehrenamtlich mit, früher als Vorsitzende des Bezirkselternausschusses, heute als Vorstandsmitglied im Verein Haus 104 Tempelhofer Feld, im Quartiersrat, im Nachbarschaftstreff Mahlower Straße und, und, und. Wie kaum jemand kennt sie den Schillerkiez, in dem sie schon zur Grundschule ging. Sie bringt Anwohner, Initiativen und Verwaltung zusammen, baut Brücken und stärkt den sozialen Zusammenhalt.
Seit 1984 wird die Neuköllner Ehrennadel verliehen. Insgesamt wurden bereits 176 Menschen ausgezeichnet. Unter den Preisträgern sind viele bekannte Namen, von der Journalistin und Filmemacherin Güner Balcı über die mehrfache Olympiasiegerin und Schwimmweltmeisterin Britta Steffen bis hin zu Musiker Frank Zander.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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