"Bleibt tapfer, Mädels!"
Vor 89 Jahren starb Margarete Walter mit nur 22 Jahren in Gestapo-Haft

Das Haus in der Fuldastraße 12, zwischen Sonnenallee und Weserstraße, war der letzte Wohnort der jungen Widerstandskämpferin Margarete "Grete" Walter. Ein Stolperstein erinnert heute an sie. | Foto:  Schilp
  • Das Haus in der Fuldastraße 12, zwischen Sonnenallee und Weserstraße, war der letzte Wohnort der jungen Widerstandskämpferin Margarete "Grete" Walter. Ein Stolperstein erinnert heute an sie.
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In der DDR wurden Straßen, Schulen und Kindergärten nach ihr benannt, in Neukölln ist Margarete „Grete“ Walter eher wenig bekannt. Dabei war die Widerstandskämpferin, die nur 22 Jahre alt wurde, eine echte Neuköllnerin. Vor dem Haus Fuldastraße 12 erinnert ein Stolperstein an sie.

Sie kommt 1913 zur Welt, als zweites von drei Kindern. Ihre Eltern sind einfache Leute, der Vater Kutscher, die Mutter Dienstmädchen. Doch sie arbeiten sich hoch, haben eine kleine Molkerei, später einen Milchladen. Und sie legen Wert auf die Bildung ihrer Töchter. Grete geht zur Handelsschule. Gleichzeitig hat sie früh Kontakt zur kommunistischen Jugendbewegung in Neukölln. Ihr Treffpunkt ist ein Jugendheim an der Ecke Sander- und Hobrechtstraße. Als sie 15 Jahre alt ist, tritt sie dem kommunistischen Jugendverband (KVJD) bei, ihre Eltern wissen höchstwahrscheinlich nichts davon. Sie beginnt, bei dem Malzkaffee-Unternehmen Kathreiner zu arbeiten. Unter ihrer Leitung wird eine illegale, linke Werkszeitung herausgegeben. Grete verliert ihren Job, landet auf der „Schwarzen Liste“ des Unternehmerverbands.

Wenig später, im Jahre 1930, schickt sie der KVJD für ein halbes Jahr zum Studium nach Moskau. Zurück in Neukölln, wird sie Mitglied der Unterbezirksleitung des Verbands und betreut die kommunistische Kinderbewegung. Grete Walter gilt als eine der wichtigen Figuren, die dafür sorgen, dass sich junge Sozialdemokraten und Kommunisten gemeinsam den SA-Schlägertrupps der Nazis entgegenstellen. So trägt sie maßgeblich dazu bei, dass der Einfluss der Nazis auf die Jugend im Bezirk relativ gering bleibt.

Ihre Entschlossenheit und Tatkraft sind aber auch den Nationalsozialisten bekannt. Nach dem Reichstagsbrand am 28. Februar 1933 gehört sie zu den ersten Berliner Frauen, die verhaftet werden. Männer der SS bringen sie ins „Gaubüro“ am Halleschen Ufer, verhören und schlagen sie. Grete sagt nichts und darf gehen.

Sie findet Arbeit im Kabelwerk Oberspree, gibt wieder eine antifaschistische Werkszeitung mit heraus. Im Frühjahr 1934 folgt eine weitere Verhaftung. Die Gestapo foltert sie acht Tage lang im Polizeipräsidium am Alexanderplatz. Grete Walter schweigt eisern und ritzt in ihre Zellenwand die Worte „Bleibt tapfer Mädels!“.

Im Frühjahr 1935 wird sie zur Landarbeit dienstverpflichtet und nach Wahlendow bei Wolgast geschickt. Als „Vertrauensmädchen“ setzt sie sich für zumutbare Unterkünfte, ausreichende Verpflegung und die Einhaltung der Arbeitszeiten ein. Gegenüber ihren Kameradinnen macht sie aus ihrer Ablehnung der Nazis keinen Hehl. Das hat Folgen: Am 9. Oktober wird sie erneut verhaftet und schwer misshandelt. Elf Tage lang erträgt sie die Qualen. Doch ihre Kräfte sind erschöpft, sie fürchtet, unter der Folter jemanden zu verraten. Während eines Verhörs springt Grete aus dem dritten Stock der Gestapo-Zentrale an der Prinz-Albrecht-Straße in den Tod.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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