Besitz im Milieuschutzgebiet
Bezirke stehen der Umwandlung in Eigentumswohnungen machtlos gegenüber

Besonders viele Wohnungen wurden unter anderem im Richardkiez umgewandelt.  | Foto: Schilp
  • Besonders viele Wohnungen wurden unter anderem im Richardkiez umgewandelt.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Josephine Macfoy

Milieuschutz schützt nicht vor Umwandlung: Das zeigen die Antworten auf die Anfrage der Grünen-Abgeordneten Katrin Schmidberger. Allein im Jahr 2017 sind in Neukölln 1890 Miet- zu Eigentumswohnungen geworden.

Damit liegt der Bezirk hinter Friedrichshain-Kreuzberg, Mitte und Charlottenburg auf dem vierten Platz. Ein Blick auf die Ortsteile: Die Gropiusstadt war nicht betroffen. In Britz, Buckow und Rudow wurden insgesamt 94 Umwandlungen gezählt. Der Löwenanteil liegt also im Norden des Bezirks. Eine absurde Situation, denn der Ortsteil Neukölln steht flächendeckend unter Milieuschutz, und der soll die Bewohner vor Verdrängung bewahren. Darauf bezog sich auch die zweite Frage von Schmidberger. Sie wollte wissen, wie oft in Milieuschutzgebieten Anträgen auf Umwandlungen stattgegeben wurde. Der Senat legte Zahlen für den Zeitraum von 2015 bis 2018 vor. 

Es zeigt sich: Neukölln hat stadtweit die meisten Genehmigungen erteilt, nämlich für knapp 3600 Wohnungen. Die meisten liegen rund um die Schillerpromenade (1226), die Flughafen- und Donaustraße (705) und im Richardkiez (483).

Problematische Gesetzeslücke 

Nun ist es keineswegs so, dass das Bezirksamt ein Freund von Umwandlungen ist. In einem Fall muss es aber sein Okay geben, nämlich wenn ein Eigentümer sich verpflichtet, sieben Jahre nicht zu verkaufen, es sei denn, an die Mieter. Verstreicht diese Frist, sind die Bewohner weitere fünf Jahre vor Eigenbedarfskündigungen geschützt. Diese zwölf Jahre sind jedoch für Menschen, die Wohnraum als Geldanlage betrachten, wenig abschreckend.

Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) sagt: „Die Zahl der Umwandlungen bereitet mir extremes Kopfzerbrechen, weil wir dem überhaupt nichts entgegensetzen können, sofern sich die Eigentümer auf die Ausnahme im Gesetz berufen.“ Er fordert von der Bundesregierung, den Passus zu streichen oder die Kommunen selbst entscheiden zu lassen.

Bundesregierung ist gefragt

Es sei ihm „vollkommen schleierhaft“, warum man vermietete Wohnungen kaufen und dann auf Eigenbedarf pochen dürfe. „Damit setzt man überhaupt erst einen Anreiz auf Umwandlung.“ Die Mieter wollten meistens in ihren vier Wänden bleiben. „Das ist keine Überraschung und darüber sollte sich der Eigentümer nicht hinwegsetzen können.“

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 89× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 42× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 453× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 1.053× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.