Für ein gutes Zusammenleben
Bezirksamt stellt neues Integrationskonzept vor - Bildung bleibt Kernthema

Die Neuköllner Europabeauftragte Miryam Tan, Bürgermeister Martin Hikel und der Integrationsbeauftragte Jens Rockstedt. | Foto: Schilp
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„Es ist nicht die Frage, ob wir es schaffen, wir haben gar keine andere Wahl, sondern wie wir es schaffen“, sagte Bürgermeister Martin Hikel (SPD), als er am 28. November das neue Neuköllner Integrationskonzept vorstellte. Es enthält Leitlinien und gibt einen Überblick über Ziele und die konkreten Projekte des Bezirksamts.

Menschen aus über 150 Nationen leben in Neukölln, rund 45 Prozent der Bewohner haben selbst eine Migrationsgeschichte. „Es gibt keine Kommune, die ihr Handeln so sehr auf ein gutes Miteinander ausrichtet wie wir“, sagte Hikel. Integration bedeute für ihn gesellschaftliche Teilhabe, also ganz schlicht und einfach: Normalität.

Der erste und wichtigste Grundsatz dafür, in die Gesellschaft eingebunden zu sein, bleibe die Bildung und die Bildungsgerechtigkeit, so der Bürgermeister. Es gebe durchaus Erfolge: „Vor zwölf Jahren flogen an der Rütli-Schule die Stühle, keiner der Schulabgänger hat damals eine Ausbildungsstelle gefunden. Heute gibt es hier Abiturienten.“ Trotzdem: Verlassen berlinweit nur zehn Prozent der Jugendlichen die Schule ohne Abschluss, sind es in Neukölln 14 Prozent, bei den Schülern mit ausländischen Wurzeln 20 Prozent. Über ein Viertel der Neuköllner hat einen niedrigen Bildungstand. Mehr als die Hälfte der Schüler kommen aus Familien, die auf Geld vom Staat angewiesen sind, in Nord-Neukölln sind es teils gut 90 Prozent.

Mehr Vorbereitungszeit für Lehrer

Der Bezirk wolle mehr Schulen mit gebundenem Ganztagsbetrieb und kleinere Klassen in den sozialen Brennpunkten. Auf längere Sicht müsse auch über eine Pflichtstundenreduzierung nachgedacht werden, damit die Lehrer sich besser auf den Unterricht vorbereiten könnten, so Hikel. Schule schwänzen dürfe nicht toleriert werden, wenn nötig würden Bußgelder verhängt. Außerdem bekannte sich der Bürgermeister zum Wachschutz, wenn er von der jeweiligen Lehranstalt selbst gewollt werde. „Er verhindert, dass Außenstehende Konflikte in die Schule tragen können.“

Ein klares Erfolgsmodell seien die Stadtteilmütter, geschulte Migrantinnen, die anderen Frauen in der gemeinsamen Muttersprache die Strukturen in Deutschland nahebringen. So helfen sie beispielsweise bei der Suche nach einem Kitaplatz. Derzeit sind 65 Stadtteilmütter in Neukölln unterwegs. Im Jahr 2020 soll dieses Projekt, das bereits seit 14 Jahren läuft, endlich vom Land Berlin regelfinanziert werden – und muss sich dann nicht mehr von Fördertopf zu Fördertopf hangeln.

Neutralitätsgesetz ist richtig

Viele Stadtteilmütter tragen ein Kopftuch. Auch das kann verbinden. Wie steht Hikel aber zu dem Fall der Muslima, der kürzlich gerichtlich eine Entschädigung zugesprochen wurde, weil sie wegen der Verhüllung ihrer Haare nicht als Lehrerin arbeiten durfte? „Wir haben extremen Druck im Bezirk, den sollten Lehrer nicht verschärfen“, sagte er. Er halte am Berliner Neutralitätsgesetz für den öffentlichen Dienst fest, das das offene Tragen weltanschaulicher oder religiöser Symbole verbietet.

Das gesamte Integrationskonzept ist im Internet zu finden unter http://asurl.de/144o.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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