Farbe bekennen
Buchhändler laden zu Veranstaltungen gegen Rechtspopulismus und Rassismus ein
„Kopf aus dem Sand!“ heißt die Reihe, zu der die Initiative „Neuköllner Buchläden gegen Rechtspopulismus und Rassismus“ einlädt. Bis Ende Oktober stehen acht Veranstaltungen auf dem Programm.
Der Titel ist mit Bedacht gewählt: In der Redewendung steckt der Vogel Strauß den Kopf in den Sand und glaubt sich sicher. Genau das könne aber fatale Folgen haben, meinen die Buchhändlerinnen und Buchhändler und fordern dazu auf, aktiv gegen Rechtpopulismus und -extremismus zu werden.
Im dritten Jahr ihrer Initiative habe sich wenig zum Besseren verändert: Die AfD sitzt in den Bezirksverordnetenversammlungen, im Abgeordnetenhaus und im Bundestag, in Neukölln kam es Anfang des Jahres wieder zu Anschlägen gegen engagierte Demokraten. Auch Heinz Ostermann, Eigentümer der Rudower Buchhandlung Leporello und Mitglied der Initiative, traf es – nicht zum ersten Mal. Mit ihren Veranstaltungen wollen die Ladenbetreiber erneut ein Zeichen setzen, aufklären und diskutieren. Los geht es am Freitag, 5. Oktober, um 20 Uhr mit einer Ausstellungseröffnung bei „Picturebook“, Friedelstraße 26. Sie heißt „Aufstehen gegen den Hass!“ Gezeigt werden politische Plakate von 1990 bis heute.
Sonntag, 7. Oktober, ist die Doku „Zentralflughafen – THF“ von Karim Ainouz zu sehen. Beginn ist um 18 Uhr im „Il Kino“, Nansenstraße 22. Der Film beleuchtet die gegensätzlichen Welten auf dem Tempelhofer Feld: einerseits die Flüchtlinge, die in den Hangars leben und von einem Leben in Deutschland träumen, andererseits die Erholungssuchenden, die ein paar Stunden lang ihrem Alltag entkommen wollen. Im Mittelpunkt steht Ibrahim aus Syrien – zwischen Deutschunterricht, medizinischen Untersuchungen und Bürokratie. Der Eintritt beträgt acht Euro, der Regisseur ist anwesend.
In der Buchkönigin, Hobrechtstraße 65, geht es am Dienstag, 9. Oktober, 19.30 Uhr, um das Thema „Rechte Verlage – Nischenprodukte oder Bestseller?“ Bei der Diskussion wird Fragen nachgegangen wie: Was sind rechte Verlage, wer sind die Akteure? Welches sind ihre Themen, wie wirken sie auf andere Medien und den politischen Diskurs? Wie erkennt man rechtes Gedankengut? Wie verhält sich der Buchhandel?
Sein Buch „Schwarz, Rot, Pop“ präsentiert Thorsten Hindrichs am Freitag, 12. Oktober, 20 Uhr, im Laden „Die gute Seite“, Richardplatz 16. Er blickt auf heimische Musiker, die in den vergangenen 20 Jahren an rechten politischen Ufern gefischt haben.
Die Lesung „Kein Schlusswort“ findet Dienstag, 16. Oktober, um 20 Uhr im Buchhafen, Okerstraße 1, statt. Herausgeberin Antonia von der Behrens ist Rechtsanwältin und war Nebenklägervertreterin im NSU-Prozess. In dem Buch gehen 15 Autoren Fragen der Betroffenen nach und zeigen, wo die Aufklärung weitergehen muss.
„Schonzeit vorbei“ ist der Titel von Juna Grossmanns Buch. Darin berichtet sie über das Leben mit dem täglichen Antisemitismus und vom Wachsen einer Angst, die sie vor einigen Jahren noch nicht kannte. Sie ist Sonnabend, 20. Oktober, um 20 Uhr zu Gast in der Buchhandlung Leporello, Krokussraße 91. Kostenlose Eintrittskarten gibt es dort im Vorfeld, Telefon 66 52 61 53.
„Die Biographische Buchhandlung“, Richardstraße 104, lädt Donnerstag, 26. Oktober, um 19.30 Uhr ein. Annelies Laschitzka ist mit ihrem Buch „Sich treu bleiben und heiter sein …“ zu Gast. Darin gibt es zwei Hauptpersonen: Rosa Luxemburg und die Autorin selbst. Laschitzka gilt als bedeutendste Luxemburg-Forscherin. Am selben Ort findet auch die Abschlussveranstaltung statt, Sonnabend, 27. Oktober, um 19.30 Uhr. Unter der Überschrift „Was wir unter Haltung verstehen“ diskutieren die Buchhändler mit engagierten Neuköllnern über ihre Erfahrungen und die künftige Zusammenarbeit.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.