Das schnelle Geld mit der Not: Bezirksamt will betrügerischen Pensionsbetreibern das Handwerk legen

Neukölln. Immer mehr Neuköllner geraten mit ihrer Miete in Rückstand und laufen Gefahr, die Wohnung zu verlieren. Jochen Biedermann, grüner Stadtrat für Stadtentwicklung und Soziales, will gegensteuern.

Im vergangenen Jahr musste das Bezirksamt 3.902 Personen unterbringen. „Viele kommen erst ins Sozialamt, wenn der Räumungstitel schon da ist“, sagt Biedermann. Er will erreichen, dass sich die Menschen rechtzeitig melden und es erst gar nicht zum Verlust der Wohnung kommt. Bei Hartz IV-Empfängern könne er zum Beispiel auf das Jobcenter einwirken, die Mietschulden zu übernehmen.

Ist jemand obdachlos, gibt es zwei Möglichkeiten: Das Bezirksamt kann ihn in der Notunterkunft eines sozialen Trägers unterbringen, etwa an der Teupitzer Straße oder in einer Wohnung im „geschützten Marktsegment“ einer Wohnungsgesellschaft. Doch davon gibt es nur wenige Plätze. Alle anderen holen selbst Angebote in Pensionen oder Herbergen ein. „Wir übernehmen dann die Kosten von maximal 25 Euro pro Tag“, so Biedermann. Doch des einen Not ist des anderen Profit.

„In Sachen Unterbringung gibt es organisierte Kriminalität“, so der Stadtrat. Pensionsbetreiber würden ihre Zimmer überbelegen oder Wohnungen für die Unterbringung zweckentfremden. In letzter Zeit seien auch etliche Beherbergungsbetriebe auf Gewerbeflächen eröffnet worden. Das ist grundsätzlich nicht verboten, die Umstände mitunter schon. „Da leben zehn Leute auf einer Fläche von 50 Quadratmetern“, so Biedermann.

Er hat eine halbe Stelle für eine Heimbegeherin zur Verfügung, eine Kontrolle ist schwer. Deshalb beschloss das Bezirksamt, die ämterübergreifende „Sonderkommission Abrechnungsbetrug bei Notunterkünften“ aufzubauen. Biedermann: „Wir tragen alle Informationen zusammen und einigen uns auf ein Verfahren, um den Tätern auf die Schliche zu kommen. Es muss sich herumsprechen, dass sie in Neukölln mit diesen Machenschaften nicht durchkommen.“

Wer Unterstützung braucht: Die Wohnhilfe ist im 3. Stock des Rathaus-Neubaus zu finden. Öffnungszeiten: Montag, Dienstag, Donnerstag, 9–12 Uhr. sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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