Der Name Wissmann ist weg
Der Streit über die erfolgte Umbenennung in Lucy-Lameck-Straße geht aber weiter
Seit 23. April ist der Name Hermann von Wissmann aus dem Neuköllner Stadtbild verschwunden. Die Straße zwischen Hasenheide und Karlsgartenstraße heißt jetzt nach der tansanischen Politikerin Lucy Lameck.
Für die Grünen ist die Umbenennung ein Riesenschritt, der allerdings lange gedauert hat. Denn bereits vor 15 Jahren setzten sie sich erstmals dafür ein, Namen von „Kolonialverbrechern“, darunter auch den von Wissmann, verschwinden zu lassen. Der Vorschlag kam aber nie in die Bezirksverordnetenversammlung (BVV), weil die SPD-Fraktion dagegen war und es die heutige Zählgemeinschaft von Grünen und SPD noch nicht gab, wie die Neuköllner Abgeordnete Susanna Kahlefeld berichtet. Das Ziel, die Wissmannstraße umzubenennen – unter Einbeziehung der Anwohner, sei von den Grünen initiiert worden. Vorgeschlagen werden sollte eine Frau, die in Neukölln gewirkt oder einen inhaltlichen Bezug zum Thema Antikolonialismus hat. Im Februar 2018 schließlich wurde der geänderte Antrag mit den Stimmen von SPD, Linken und Grünen beschlossen. „Der SPD ist es dann doch gelungen, die Umsetzung bis jetzt zu verzögern“, kritisiert Kahlefeld.
Ja, es hätte viele kritische Debatten gegeben, berichtet Cordula Klein, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der SPD-Fraktion in der BVV. „Es ist richtig, dass die Umbenennung jetzt vorgenommen wurde und dass die Anwohner sich einbringen konnten, aber wir wollen auch die geschichtliche Aufarbeitung.“ Vor der Kulturstätte Oyoun an der Lucy-Lameck-Straße soll eine Stele platziert werden, die über Wissmann und die Politikerin Lameck informiert.
Gegen die Umbenennung waren CDU, AfD und FDP. Auf Facebook postet die CDU, die Sozialistin Lameck sei Teil einer Regierung gewesen, die für Menschrechtsverletzungen mit verantwortlich war. Die FDP-Fraktion fordert in aktuellen Anträgen die historische und politische Aufarbeitung. Neben Lamecks Rolle bei der Entkolonialisierung Afrikas und ihrem Einsatz für die Rechte der Frauen sei sie Repräsentantin eines Einheitssystem gewesen, das in den 1970er-Jahren Zwangsumsiedlungen und die Zerschlagung der Gewerkschaften zu verantworten hatte. Die Initiative „Wissmann bleibt“ hat Klage beim Verwaltungsgericht gegen die Umbenennung eingereicht. Im Impressum des gleichnamigen Blogs genannt ist die Neuköllner AfD-Bezirksverordnete Anne Funk.
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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