Mieter zwischen Hoffen und Bangen
Eigentümerwechsel am Maybachufer
Neunundfünfzig Bewohner bangen um ihr Zuhause: Die Dahme Immobilien GmbH hat den Altbau Maybachufer 17 erworben. Dem Bezirk bleiben nur noch einige Tage Zeit, um eine städtische Wohnungsgesellschaft oder Genossenschaft ins Boot zu holen und so das Vorkaufsrecht auszuüben.
Für die Mieter ist klar: Die Lage direkt am Wasser macht das Jugendstilgebäude aus dem Jahr 1908 zu einem begehrten Objekt für jeden Investor. So erwarten sie auch von ihrem Neu-Eigentümer nichts Gutes, sondern gehen davon aus, dass es läuft, wie schon so oft: Sanierung und Mietsteigerung oder Umwandlung in Eigentumswohnungen, um hohe Profite zu erwirtschaften. Das geht zwar in einem Milieuschutzgebiet wie dem Reuterkiez nicht so unkompliziert wie anderswo, aber es gibt Schlupflöcher.
Dass vor allem einkommensschwache Haushalte von Verdrängung bedroht sind, liegt auf der Hand. Die Bewohner haben deshalb den Verein Hausgemeinschaft Maybachufer 17 gegründet. Ihr Ziel ist es, die soziale Durchmischung im Reuterkiez und ihren Wohnraum vor Anlegern und Spekulanten zu schützen. Sie empfinden ihr Haus als etwas Besonderes. Die Mieterschaft sei bunt gemischt, so Vereinsvorstand Till Wolf: einunddreißig Mietparteien, elf Familien, vier alleinerziehende Mütter, die Bewohner zwischen dreizehn Wochen und achtzig Jahren alt. Einer der Mietverträge stammt noch aus der Zeit vor dem Zweiten Weltkrieg.
Caroline Elias lebt seit 23 Jahren im Maybachufer 17. Sie sagt: „Viele sind seit Jahrzehnten hier und tauschen, je nach Familienstand, untereinander die passenden Wohnungen. Für jedes Problem gibt es hier eine hilfsbereite Person.“ Das habe sich auch während des Lockdowns gezeigt. Einige hätten nur dank der Unterstützung von Nachbarn ihrer Arbeit nachgehen können. Das Engagement reiche bis in den Kiez hinein, es gebe unter den Bewohnern Lern- und Lesepaten, andere böten regelmäßig Hilfe für Geflüchtete an.
„Bis Ende des Monats wird sich entscheiden, ob wir unser Vorkaufsrecht ausüben können und dürfen“, teilt Stadtentwicklungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne) mit. Dem Käufer stehe es jedoch frei, zuvor eine sogenannte Abwendungsvereinbarung zu unterschreiben. Darin verpflichtet er sich, beispielsweise auf eine Umwandlung der Wohnungen in Eigentum zu verzichten und die Regeln des Milieuschutzes nicht zu unterlaufen.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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