Flüchtlinge im alten Kaufhaus

Neukölln. Rund 200 Männer aus Afghanistan, Syrien, Irak und Iran leben derzeit im alten C&A-Gebäude an der Karl-Marx-Straße 92–98. In den kommenden Wochen soll sich die Zahl der Flüchtlinge verdreifachen.

Das teilte Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) bei der jüngsten Bezirksverordnetenversammlung mit. Anlass war eine Anfrage der Piraten-Partei, die die Unterbringung im Ex-Kaufhaus für menschenunwürdig hält. Das sieht Giffey anders: „Wir haben diesen Weg gewählt, um keine weiteren Sporthallen belegen zu müssen.“ Die Situation in dem Gebäude sei vertretbar: Es gebe mit Trennwänden abgeteilte Räume mit vier Doppelstockbetten; Spiegel und Teppiche seien auf den Etagen geblieben. Im Erdgeschoss könne Tischtennis und Dart gespielt werden, ein Sportraum und eine Kleiderkammer stünden zur Verfügung. Ein libanesischer Caterer sorge für Verpflegung, solange die hauseigene Küche noch nicht fertig sei. Zusätzliche Sanitäranlagen würden gebaut, um Ende des Monats dann 600 geflüchteten Menschen – darunter auch Familien – zumutbare hygienische Verhältnisse zu bieten.

Betreiber der Unterkunft ist der Maltester Hilfsdienst. Möglich war die Belegung des Hauses, weil es seit Oktober 2015 einen neuen Eigentümer gibt. „Er ist bereit, das Gebäude drei Jahre lang als Notquartier zur Verfügung zu stellen“, so Giffey.

Spricht die Bürgermeisterin von einem „Hostelcharakter“ der Unterkunft, beschreiben die Piraten und die Linken die Zustände anders. „Acht Menschen leben auf 25 Quadratmetern. Es gibt keine Türen, keine Schränke, nach oben sind die Räume offen“, so der Linken-Fraktionsvorsitzender Thomas Licher. Steffen Burger, Piraten-Fraktionschef, ergänzt: „Vor zwei Jahren galt es noch als völlig unrealistisch, hier Menschen unterzubringen.“ Allerdings nicht in den Augen der CDU. Sie hatte schon damals das Ex-Kaufhaus auf eine Vorschlagsliste für Unterkünfte gesetzt. „Unsere Fraktion war eben vorausschauend“, sagte der Vorsitzende Gerrit Kringel. Eine Bemerkung, die die anderen Fraktionen mit Gelächter quittierten. Die Grünen-Chefin Gabriele Vonnekold: „Die CDU wollte mit dem Vorschlag nicht die Belegung von Turnhallen vermeiden. Sie hatte einen einzigen Grund – Flüchtlinge aus dem Süden des Bezirks fernzuhalten.“ sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 98× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Informieren Sie sich über Intensivmedizin. | Foto: 2022 Tomasz Kuzminski

Infoabend am 11. Februar
Grenzen und Möglichkeiten der Intensivmedizin

Die Intensivmedizin hat erstaunliche Fortschritte gemacht und bietet schwerstkranken Patienten Überlebenschancen, die früher undenkbar waren. Doch wo liegen die Grenzen dieser Hochleistungsmedizin? Welche technischen, personellen und ethischen Herausforderungen gibt es? Besuchen Sie unseren Infoabend mit Priv.-Doz. Dr. Stephan Kurz und erfahren Sie, wie intensivmedizinische Maßnahmen Leben retten, aber auch komplexe Entscheidungen erfordern. Was geschieht, wenn Therapieoptionen ausgeschöpft...

  • Reinickendorf
  • 29.01.25
  • 768× gelesen
Gesundheit und Medizin
Das Dominikus Krankenhaus informiert zur Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Moderne Behandlung bei Hüft- und Knieschmerzen
Informationsabend Robotik-Chirurgie

Hüft- und Knieschmerzen beeinträchtigen die Lebensqualität und werden oft durch Verschleiß, Unfälle oder Fehlstellungen verursacht. Moderne Technologien wie die Robotik-Chirurgie bieten neue Möglichkeiten für eine präzisere und minimalinvasive Behandlung. Am 4. Januar laden wir Sie herzlich zu einem Informationsabend ein, bei dem Chefarzt Tariq Qodceiah, Leiter des Caritas Hüftzentrums, die Vorteile der Robotik-Chirurgie bei Hüft- und Knieschmerzen erläutert. Er erklärt, wie diese innovative...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 88× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.