"Wichtiger Spielraum für Entwicklungen"
Grüne begrüßen Mietendeckel, fordern jedoch weitere Regelungen für den Wohnungsmarkt

Auf dem grünen Sofa: Wiebke Werner vom Berliner Mieterverein, Stadtplanungsstadtrat Jochen Biedermann und Katrin Schmidberger, Sprecherin für Wohnen und Mieten. | Foto: Schilp
  • Auf dem grünen Sofa: Wiebke Werner vom Berliner Mieterverein, Stadtplanungsstadtrat Jochen Biedermann und Katrin Schmidberger, Sprecherin für Wohnen und Mieten.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

In Neukölln hat sich in den vergangenen Jahren bei Neuvermietungen die Höhe der Mietzinses verdoppelt. Da ist auch den Grünen die Atempause, die der Mietendeckel schafft, mehr als willkommen. Aber in ihren Augen reicht er nicht, um die Probleme auf dem Wohnungsmarkt langfristig zu lösen.

Kürzlich lud die Partei zu einer Informationsveranstaltung in ihr Büro an der Braunschweiger Straße ein. Unter den Gästen war auch Stadtplanungsstadtrat Jochen Biedermann (Grüne). Er sagte, er sei gespannt darauf, wie die großen Player unter den Vermietern, die bis zu 25 Euro Quadratmetermieten forderten, auf die neuen Obergrenzen reagieren. „Wir wissen nicht, ob sie offensiv damit umgehen, ob sie zu tricksen versuchen.“

Die Diskussion im Vorfeld des Mietendeckels habe dazu geführt, dass seit vergangenem Sommer die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen im Bezirk zugenommen habe. Hausverkäufe in Milieuschutzgebieten seien ebenfalls nicht wesentlich weniger geworden, anscheinend machten fünf Jahre Mietendeckel den Spekulanten keine großen Sorgen.

Wohnungsvergabe immer noch ungerecht

Biedermann sähe es gerne, wenn das neue Gesetz an mehr Bedingungen geknüpft wäre. „Die Frage ist: Wer profitiert letztendlich davon?“, sagte er. Dem Vermieter stünde es nach wie vor frei, seine Wohnung dem „biodeutschen Doppel-Akademikerpärchen“ zu überlassen, auch wenn andere Menschen sie nötiger bräuchten.

Was ihn ebenfalls ärgert, ist die Tatsache, dass Bauherren nur dann 30 Prozent Sozialwohnungen schaffen müssten, wenn ein Bebauungsplanverfahren notwendig sei. Das ist aber beispielsweise bei Lückenschließungen nicht der Fall. „Die Investoren profitieren von der Gegend, von den Schulen, Kitas, der vorhandenen Erschließung – und müssen sich an nichts beteiligen“, so Biedermann.

Der Stadtrat wünscht sich außerdem eine Änderung der Berliner Verfassung. Es solle festgeschrieben werden, dass kommunale Wohnungen nicht mehr privatisiert werden dürfen. Diese Forderung teilen auch SPD und Linke, doch zu der notwendigen Zweidrittelmehrheit im Abgeordnetenhaus reicht es derzeit nicht.

Zuversicht in Sachen Klage der CDU und FDP

Katrin Schmidberger, Grünen-Abgeordnete und Sprecherin für Wohnen und Mieten, sagte, der Mietendeckel biete jetzt erst einmal wichtigen Spielraum für Neubau und Entwicklungen. In den nächsten Jahren solle beispielsweise ein Kataster eingerichtet werden, das die Mieten vergleichbarer macht und zu einer sozialeren Regelung führen könne.

Und was ist mit der Klage, die CDU und FPD gegen den Mietendeckel vorbereiten? „Ich habe Vertrauen ins Bundesverfassungsgericht“, so Schmidberger. Der eine oder andere Punkt werde vielleicht noch modifiziert, aber sie sei überzeugt, dass der Deckel halte. Eine Entscheidung erwartet sie etwa in einem Jahr.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

29 folgen diesem Profil

1 Kommentar

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 541× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 831× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 807× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.187× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.