Jugendkriminalität: Arbeitsgruppe will mit Großfamilien ins Gespräch kommen
Der Kriminalitätsschwerpunkt liege im Norden des Bezirks, sagt Liecke. Da sei es nicht verwunderlich, dass über die Hälfte der Straftaten auf das Konto von arabischstämmigen Jugendlichen gehe; für ein Viertel sind Türkischstämmige verantwortlich. Deutsche Täter machten "nur" rund neun Prozent in der Polizeistatistik aus.
"Wir haben schon seit Jahren diese Analyse, uns fehlte aber bisher ein Instrument, um mit den Tätern umzugehen", sagt Liecke. Er hat sich nun in Essen umgesehen und will das dort praktizierte Modell übernehmen.
In der nordrhein-westfälischen Stadt wurde ein Spezialdienst geschaffen, um einen besseren Zugang zu den Großfamilien zu bekommen. "Auch wir wollen jetzt eine solche Arbeitsgruppe einrichten", erklärt Liecke. Sie soll aus vier Mitarbeitern aus den Bereichen Polizei, Jugendgerichtshilfe, Schule und Jugendamt bestehen, die Informationen zusammentragen und austauschen. In Schulungen erfahren sie etwas über soziale und kulturelle Hintergründe der Familien, so dass es ihnen einfacher fällt, eine Strategie für den Umgang mit ihnen zu entwickeln.
Liecke sagt: "Wir müssen mit den Familienoberhäuptern ins Gespräch kommen." Diese hätten sehr oft mehr Respekt vor dem Jugendamt als vor der Polizei. Viele Familien seien unglücklich, einen verurteilten Straftäter in ihren Reihen zu haben - das bedeute auch immer einen Gesichts- und Ehrverlust. Einige Familien und Alleinerziehende würden mit der Situation alleine nicht mehr fertig. Ihnen möchte die Arbeitsgruppe Hilfe anbieten.
Im April soll das Konzept von den Bezirksverordneten beschlossen werden. Handeln tut Not: "Wir merken, dass die Gewalt an den Grundschulen zunimmt", sagt Liecke. "Auch hier müssen wir als Jugendamt rechtzeitig auftreten."
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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