Jugendstadtrat stellt Forderungskatalog zum Kinderschutz auf
Als das Mädchen fünf Wochen alt ist, kämpft es im Krankenhaus zum ersten Mal um sein Leben. Der 25-jährige Vater steht im Verdacht, seine Tochter misshandelt zu haben, ein Richter entlässt ihn dennoch aus der Haft. Nur vier Monate später schüttelt der Mann seine Tochter wieder so schwer, dass sie lebensgefährlich verletzt wird.
Wie können solche Fälle verhindert werden? Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU): "Es ist an der Zeit, das Netzwerk Kinderschutz auszubauen. Manchmal fehlen gesetzliche Regelungen, manchmal haben wir auch mit menschlichem Versagen zu tun".
Die ganz großen Lösungen gebe es nicht. Vielmehr müsse ein Puzzle von Maßnahmen umgesetzt werden. "Die Jugendämter können nicht hinter jeder Tür stehen, müssen aber die Ressourcen bekommen, um konsequent einzugreifen". So hat das Jugendamt Neukölln einen Wandel eingeleitet: Anfang dieses Jahres wurde ein Kinderschutzteam mit acht Mitarbeitern aufgebaut. Auch gibt es zwei "Schreiambulanzen", wo Eltern Hilfe finden, die wegen ihrer ständig schreienden Säuglinge mit den Nerven am Ende sind. Eine davon betreibt das Mutter-Kind-Zentrum des Vivantes Klinikums Neukölln, das andere der Bezirk in der Altenbraker Straße 12a (www. nbh-neukoelln.de).
"In solchen Einrichtungen kann man viel verhindern, wenn man den Eltern den Druck nimmt", weiß der Stadtrat. Er fordert, dass landesweit ein Budget für die Präventionsarbeit im Kinderschutz eingerichtet wird.
Er geht noch weiter: Nötig sei es zum Beispiel, Früherkennungsuntersuchungen im Kinderschutzgesetz festzuschreiben und leichter Daten zwischen den einzelnen Ämtern austauschen zu können. Schließlich müssten Sozialarbeiter, Ärzte, Krankenhauspersonal und Familienrichter besser in Sachen Kinderschutz aus- und fortgebildet werden. Falko Liecke: "Mit ungeschultem Auge werden Misshandlungen oft gar nicht entdeckt."
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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