Lichtblick für die Karl-Marx-Straße und die Alte Post
Neukölln. Zum ersten Mal seit über 15 Jahren öffneten sich am 21. September wieder die großen Tore zum Alten Postamt in der Karl-Marx-Straße.
Bei einem Pressegespräch füllte sich die alte Schalterhalle wieder mit Leben. Der neue Eigentümer und künftige Nutzer stellten der Öffentlichkeit ihre Ideen für die altehrwürdige Post vor. Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) überreichte die Baugenehmigung.
Die Rathauschefin pochte auf den Denkmalschutz. „Wir haben in Neukölln schon viele Denkmale verloren“, sagte sie. Deshalb möchte sie die Geschichte des Hauses für jeden sichtbar in die neue Zeit mitnehmen. „Wir wollen, dass die Spuren der Vergangenheit sichtbar bleiben.“
Das Kaiserliche Postamt war 1906 eingeweiht worden, damals noch in Rixdorf. Jahrzehntelang wurden dort Briefe und Pakete angenommen, verteilt und von den Postboten abgeholt. Jahrzehntelang standen im Nachbargebäude die technischen Anlagen für Telefonverbindungen in Rixdorf, später in Neukölln.
Die Bürgermeisterin ordnete das Bauvorhaben Alte Post in die Konzeption zur Umgestaltung der Karl-Marx-Straße ein. „Wir wollen die Karl-Marx-Straße wieder beleben“, erklärte Giffey. Sie soll wieder die attraktive Einkaufsstraße werden, die sie bis vor 20 Jahren einmal gewesen ist. Dazu gehört für die Bürgermeisterin auch die Wiederbelebung des historischen Gebäudes.
„Viele Neuköllner verbinden Kindheitserinnerungen oder Jugenderinnerungen mit der Alten Post“, meinte Giffey. Sie hätten in diesem Gebäude am Schalter gearbeitet oder als Postzusteller Briefe und Pakete zu den Menschen nach Hause gebracht. Giffey erinnerte auch daran, dass es im Umfeld viele Kunstprojekte vor allem für Kinder und Jugendliche gibt. Deshalb soll in dem Gebäude Kunst und Kultur eine Rolle spielen.
„Besonders wichtig für den Bezirk ist, dass das Young Arts Neukölln und die Jugendkunstschule Neukölln weiterhin Mieter im angrenzenden Gebäude bleiben können“, forderte Giffey. Fast 2000 Kinder nehmen jedes Jahr an den Kursen und Angeboten teil. Für solche Orte müsse es auch im Szene-Kiez weiterhin Platz geben.
Der Geschäftsführer des Investors Commodus, Jörg Möller, entwickelte erste Idee. Es soll eine Mischung von Wohnungen, Büroräumen, Restaurantbetrieb und Kultur werden. Zwischen 400 und 500 Menschen sollen einmal in den Büros Arbeit finden. Dabei stehen keine klassischen Büros im Mittelpunkt, sondern moderne Büros für unterschiedliche Interessengruppen - von Neugründern bis hin zu Arbeitsplätzen, die nur zeitweilig benötigt werden.
Wohnungen sind ein weiterer Schwerpunkt. Die Bandbreite reicht von kleinen Wohneinheiten für Studenten bis hin zu großen Mietwohnungen. Nach den Worten von Möller ist an Eigentumswohnungen nicht gedacht. Schließlich soll auch ein Restaurant einziehen und dafür auch die Terrasse über dem Eingangsbereich genutzt werden.
Commodus hatte das Gebäude im Juni 2016 erworben. Für Möller wird es eine Mischung aus Neubau und Umbau. „Dabei wird das alte Postamt nicht sein Gesicht verlieren – die historische Fassade bleibt erhalten.“
Das Gebäude in der Karl-Marx-Straße 97/99 soll denkmalgerecht saniert werden. Das ehemalige Fernmeldeamt in der Donaustraße 42 soll um zwei Etagen erweitert werden, dort entstehen Wohnungen. Im Innenbereich ist ein Neubau geplant, der auf knapp 5000 Quadratmetern Wohnraum für Studenten und Familien bieten wird.
Bis Ende 2019 soll das Projekt fertig sein. Commodus investiert mehr als 50 Millionen Euro. KT
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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