Podiumsdiskussion im Gemeinschaftshaus
Opfer rechter Anschläge sammeln Unterschriften für Untersuchungsausschuss

In der Hufeisensiedlung gibt es eine starke Bewegung gegen Rechtsextremismus. | Foto: Schilp
2Bilder
  • In der Hufeisensiedlung gibt es eine starke Bewegung gegen Rechtsextremismus.
  • Foto: Schilp
  • hochgeladen von Susanne Schilp

Allein seit 2016 gab es in Neukölln mehr als 50 Anschläge, hinter denen Täter der rechtsextremen Szene vermutet werden. Nun haben Betroffene eine Petition auf den Weg gebracht. Sie wollen erreichen, dass ein parlamentarischer Untersuchungsausschuss im Abgeordnetenhaus eingerichtet wird.

Innerhalb von fünf Monaten sollen die notwendigen 11 000 Unterstützerunterschriften gesammelt werden. „Wir sind der Meinung, dass nur ein Untersuchungsausschuss mit seinen besonderen Rechten zur Akteneinsicht und zur Zeugenvernehmung vollständige Aufklärung schaffen kann, damit der rechte Terror in Neukölln endlich ein Ende findet“, so Lasse Jahn von den „Falken“.

Die sozialistische Jugendorganisation ist schon lange im Visier der Rechten. Ihr Treffpunkt, das Britzer Anton-Schmaus-Haus, wurde 2011 zweimal angesteckt. Seitdem gibt es dort verschärfte Sicherheitsvorkehrungen. Auch den Mord an Burak Bektas im Jahr 2012 ordnen viele der Neonazi-Szene zu und sehen einen Zusammenhang mit dem gewaltsamen Tod von Luke Holland. Der Brite wurde 2015 von dem Rechtsextremen Rolf Z. vor einer Bar im Norden des Bezirks erschossen.

Gesprühte Morddrohungen

Im Juni 2016 begann eine neue Anschlagserie, die nun vor allem Privatleute traf, die sich gegen Rechts engagieren, darunter Gewerkschafter, Politiker und ein Buchhändler. Vierzehnmal brannten Autos, es traf eine Kiezkneipe und einen Wagenplatz. In diesem Frühjahr fanden vier Personen an ihre Häuser oder in ihre Flure gesprühte Morddrohungen. Ganz zu schweigen vom Diebstahl von 16 Stolpersteinen Ende 2017, die an Opfer der Nationalsozialisten erinnerten.

Den Sicherheitsbehörden werfen die Petenten schwere Versäumnisse vor: Hinweisen werde nicht nachgegangen, Spuren nicht gesichert. In Absprache eingeführte Polizeistreifen würden ohne Ankündigung reduziert und erst nach Protest wieder aufgenommen. Personen, die mit Wissen des Verfassungsschutzes von Neonazis beschattet würden, habe man nicht gewarnt – so offensichtlich geschehen im Fall des Linken-Politikers Ferat Kocak. Sein Auto, das an seinem Rudower Elternhaus stand, brannte in der Nacht zum 1. Februar 2018 völlig aus. Seine Mutter erlitt einen Herzinfarkt. 

Spuren des NSU

Wer mehr wissen möchte: Am Donnerstag, 23. Mai, von 19 bis 21 Uhr gibt es eine Podiumsdiskussion mit Betroffenen und Unterstützern – im Gemeinschaftshaus Gropiusstadt, Bat-Yam-Platz 1. Gesprochen werden soll auch über den „Nationalsozialistischen Untergrund“ (NSU) und seine Spuren, die nach Berlin und in die Neuköllner Szene führen.

In der Hufeisensiedlung gibt es eine starke Bewegung gegen Rechtsextremismus. | Foto: Schilp
Am 1. Februar brannte das Auto des Politikers Ferat Kocak. | Foto: pv
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

30 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Für mehr Lebensqualität!
Linderung für Hüft- und Knieschmerzen

Hüft- und Kniebeschwerden können durch Unfälle, Verschleißerscheinungen oder Fehlstellungen verursacht werden und beeinträchtigen Ihre Beweglichkeit sowie Ihre Lebensqualität erheblich. Bei unserem Infoabend wird Tariq Qodceiah, Chefarzt für Orthopädie & Unfallchirurgie sowie Leiter des Caritas Hüftzentrums in Reinickendorf, Ihnen die verschiedenen Ursachen und Behandlungsstrategien für Knie- und Hüftschmerzen erläutern. Er stellt sowohl konservative als auch operative Methoden vor und zeigt,...

  • Reinickendorf
  • 25.02.25
  • 405× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Schonende Verfahren für Ihre Rückengesundheit werden am 19. März vorgestellt. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Informationen für Patienten
Minimal-Invasive Wirbelsäulenchirurgie

Leiden Sie unter anhaltenden Rückenschmerzen oder Wirbelsäulenbeschwerden? Moderne minimal-invasive Operationsverfahren ermöglichen eine schonendere Behandlung mit schnelleren Genesungszeiten. Erfahren Sie mehr über innovative Therapiemöglichkeiten bei unserem Infoabend mit Dr. (Univ. Kermanshah) Kamran Yawari, Teamchefarzt des Caritas Wirbelsäulenzentrums. In seinem Vortrag erläutert er die Vorteile minimal-invasiver Wirbelsäulenchirurgie und zeigt auf, wann und für wen diese Methoden sinnvoll...

  • Reinickendorf
  • 18.02.25
  • 656× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es gibt und wie moderne Behandlungsmöglichkeiten helfen können.  | Foto: pixel-shot.com, Leonid Yastremskiy

Proktologie: Ende gut, alles gut!

Unser Darm ist mit seinen 5 bis 7 Metern Länge ein wahres Wunderwerk unseres Körpers. Doch wenn es am Ende des Darms zu Erkrankungen kommt, kann das die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen – auch wenn man es nicht sieht. Aus Scham werden diese Probleme oft verschwiegen, dabei gibt es in den meisten Fällen gute Behandlungsmöglichkeiten. Wir laden Sie herzlich zu unserem Informationsabend ein! Erfahren Sie, welche proktologischen Erkrankungen häufig auftreten, welche Untersuchungsmethoden es...

  • Reinickendorf
  • 19.02.25
  • 638× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem.  | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Patienten fragen
Steine in der Gallenblase – was nun?

Gallensteine sind ein häufiges, aber oft unterschätztes Gesundheitsproblem. Etwa jede fünfte Person in Europa ist betroffen, und fast die Hälfte entwickelt im Laufe des Lebens Beschwerden. Diese äußern sich meist in Form von wiederkehrenden Schmerzen, insbesondere im rechten Oberbauch. In einigen Fällen können Gallensteine zu ernsthaften Komplikationen wie einer Entzündung der Gallenblase führen. Die bevorzugte Therapie bei Beschwerden ist die operative Entfernung der Gallenblase – in der Regel...

  • Reinickendorf
  • 12.02.25
  • 1.025× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.