Soll der Name Wissmann weg? Grüne demonstrieren für Umbenennung der Straße

In einer gemeinsamen symbolischen Aktion mit Moctar Kamara (links), Vorsitzender des Zentralrates der afrikanischen Gemeinde in Deutschland, und Famson Akinola, Vorsitzender des Afrika-Rates Berlin Brandenburg, forderten Susanna Kahlefeld und Bernd Szczepanski einen anderen Namen für die Wissmannstraße. | Foto: Sylvia Baumeister
  • In einer gemeinsamen symbolischen Aktion mit Moctar Kamara (links), Vorsitzender des Zentralrates der afrikanischen Gemeinde in Deutschland, und Famson Akinola, Vorsitzender des Afrika-Rates Berlin Brandenburg, forderten Susanna Kahlefeld und Bernd Szczepanski einen anderen Namen für die Wissmannstraße.
  • Foto: Sylvia Baumeister
  • hochgeladen von Sylvia Baumeister

Neukölln. Anlässlich des Internationalen Tages gegen Rassismus am 21. März wurde die Wissmannstraße zum zweiten Mal in einer symbolischen Aktion umbenannt. Die Grünen-Fraktion im Bezirksparlament setzt sich dafür ein, SPD und CDU sträubten sich bislang noch.

Seit 2005 kämpft die Fraktion der Grünen in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV) vehement dafür, dass die Wissmannstraße endlich einen anderen Namen erhält. „Als Reichskommissar schlug Hermann von Wissmann von 1888 bis 1890 den antikolonialen Widerstand in Ostafrika gewaltsam nieder und trug zum Ausbruch des blutigen Maji-Maji-Krieges bei“, begründet die Neuköllner Abgeordnete Susanna Kahlefeld (Grüne) ihre Ablehnung gegen diesen Straßennamen. Gemeinsam mit Bernd Szczepanski, Fraktionsvorsitzender der Grünen in der BVV, und weiteren Aktivisten ist sie an diesem Internationalen Tag gegen den Rassismus in die Wissmannstraße gekommen.

Unter dem Arm trägt sie ein „Auswechsel-Straßenschild“. Es ist nach der Aktivistin und Schriftstellerin Aoua Kéita (1912 bis 1980) benannt, die sich für Frauenrechte und die Unabhängigkeit des Französisch-Sudans (heutiges Mali) eingesetzt hat. Dieser Namensvorschlag, so betont Kahlefeld, sei keineswegs verbindlich, auch wenn die Grünen die Straße gern nach einer Frau benennen würden.

„Auf jeden Fall möchten wir die betroffenen Anwohner in einen Prozess einbinden, in dem sie selbst die Kolonialgeschichte aufarbeiten und am Ende über die Namensgebung mitbestimmen können“, betont Szczepanski. Bislang seien Anträge der Grünen zu einer Umbenennung der Straße - bei einer solchen Änderung bedarf es in jedem Fall der Zustimmung der BVV - immer wieder gescheitert, nun komme aber offenbar Bewegung in die Angelegenheit.

„Zumindest die SPD scheint ihre Meinung jetzt geändert zu haben“, meint Szczepanski. Auf Nachfrage bestätigt der Fraktionsvorsitzende der SPD, Martin Hikel: „Auch wir finden, dass etwas passieren muss, waren aber bisher skeptisch, da für die Anwohner der Straße durch die Umbenennung auch erhebliche Kosten entstehen.“

Ein kritischer Dialogprozess mit den Anwohnern müsse dieser Entscheidung unbedingt vorausgehen. „Auch eine Tafel, die über Wissmann geschichtlich aufklärt, wäre denkbar“, meint Hikel.

Das wäre auch nach Meinung des CDU-Fraktionsvorsitzenden Gerrit Krinkel ausreichend: „Wir glauben, dass die Anwohner auf die kostspielige Variante der Umbenennung verzichten können. Zumindest müsste dies auf einer sehr klaren Entscheidung ihrerseits beruhen.“ SB

Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

2 Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 533× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 818× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 795× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.177× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.