Zusammenarbeit der anderen Parteien mit der AfD könnte sich schwierig gestalten

Der Vorsitzende der AfD Neukölln, Jörg Kapitän, könnte neuer Stadtrat in Neukölln werden. | Foto: AfD Neukölln
  • Der Vorsitzende der AfD Neukölln, Jörg Kapitän, könnte neuer Stadtrat in Neukölln werden.
  • Foto: AfD Neukölln
  • hochgeladen von Sylvia Baumeister

Neukölln. Mit einem Stimmenanteil von 12,7 Prozent darf die AfD nach den BVV-Wahlen mit acht Sitzen ins Neuköllner Bezirksparlament einziehen und auch einen Stadtrat zur Wahl vorschlagen.

Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD), die in ihrem Amt bestätigt wurde, will den Fraktionen der Grünen, Linken, CDU und FDP Gespräche für Bündnisse anbieten. Die AfD ist davon ausdrücklich ausgeschlossen. „Es wird allerdings einen AfD-Stadtrat geben, so wollen es die Wähler. Deshalb werden wird nicht versuchen, dies durch Spielchen zu verhindern“, so Giffey. Allerdings werde dieser Stadtrat sich beweisen müssen.

Ähnlich sieht es Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU), der für sein Amt weiterhin zur Verfügung steht, von seiner Partei aber noch nominiert werden muss. „Mir gefällt es nicht, dass wir einen AfD-Stadtrat bekommen, aber ich bin Demokrat und muss es so hinnehmen. Eine Ausgrenzung der Bezirksverordneten dieser Partei und des Stadtrats halte ich nicht für sinnvoll.“ Auch die wieder mit zwei Sitzen in der BVV vertretene FDP verweigert sich nicht völlig: „Je mehr man der AfD die Akzeptanz verweigert, desto stärker werden sie“, so Roland Leppek. „Wenn sie jemanden zum Stadtrat vorschlagen, der in Ordnung ist, werden wir ihn mitwählen.“ Ganz anders sehen das die Grünen: „Was die AfD bisher verlauten lassen hat, schließt jede Zusammenarbeit mit uns aus. Wir werden den fremdenfeindlichen und frauenfeindlichen Positionen der Partei entschieden entgegentreten“, kündigte Sozialstadtrat Bernd Szczepanski an, der altersbedingt nicht erneut zum Stadtrat gewählt werden kann. Auch für Thomas Licher, Fraktionsvorsitzender der Linken, steht fest: „In einem Bezirk, in dem Menschen aus über 160 Nationen leben, ist eine Zusammenarbeit mit einem Stadtrat, der noch Nachkriegspositionen in der Familienpolitik vertritt, unvorstellbar.“

Möglicher AfD-Stadtratskandidat ist der Vorsitzende der AfD Neukölln, Jörg Kapitän. Auf die Frage, wie sich seine Partei die Zusammenarbeit in Neukölln mit den anderen Fraktionen vorstellt, ließ dieser unter anderem übermitteln: „Die AfD ist bereit, mit allen Parteien zu reden. Wenn andere Parteien nicht mit uns sprechen wollen, haben diese ein Problem und nicht wir, und es steht die Frage im Raum, ob Demokratie von diesen Leuten verstanden worden ist.“

Angesichts der Tatsache, dass 43 Prozent der Bevölkerung in Neukölln einen Migrationshintergrund haben, befragte die Berliner Woche den Vorsitzenden auch, wie die AfD als Partei diese Menschen in Neukölln vertreten könne, beziehungsweise wessen Interessen sie vertreten will. Die AfD, so die Antwort, sei nicht grundsätzlich gegen Einwanderung. „Es ist festzustellen, dass Einwanderung, Asyl und Flucht ständig miteinander verwechselt wird“, schrieb Jörg Kapitän per E-Mail. Die AfD stehe für eine Einwanderung nach kanadischem Vorbild. „Einwanderung muss dem Land nutzen. So wird es von allen verantwortungsvollen Ländern gehandhabt. Eine Einwanderung in unser Sozialsystem halten wir für asozial. Das bringt berechtigte Unruhe und Unzufriedenheit in das Land.“

Die Antwort darauf, wessen Interessen die AfD nun vertreten will, blieb der Vorsitzende schuldig, kommentierte stattdessen aber: „Es kann von jemandem erwartet werden, dass er sich in dem Land, wo er bleiben möchte, eingliedert und langfristig assimiliert. Das Einhalten von Gesetzen sollte eine Selbstverständlichkeit sein. Hier haben viele Parteien und die Justiz auf großer Breite versagt. Allein deswegen gibt es die AfD. Diese Parteien sollten sich jetzt nicht beklagen.“ SB

Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 451× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 738× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 715× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 1.114× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.