An der Sonnenallee entsteht ein Garten für alle Generationen
Das 478 Quadratmeter große Areal soll nicht nur ein Ort für naturgemäßes Gärtnern in einer naturarmen Umgebung, sondern auch zu einem Treffpunkt für Nachbarn, Kinder und Senioren, Menschen mit Handicap und Vereinen werden. Das Besondere neben der tollen Projektidee ist der Optimismus der Initiatorin und Vorsitzenden der Kolonie NCR Sabine Karau: "Geht nicht? Gibts nicht!", sagt die gebürtige Berlinerin und ehemalige Vizeweltmeisterin im Bodybuilding. Ihr Enthusiasmus ist ansteckend. Und bis zum heutigen Tag hat sich in dem Gemeinschaftsgarten, der noch 2012 zuzuwachsen drohte, schon einiges bewegt: Die Hochbeete sind fertig. Es wurden 15 Bäume gepflanzt, eine Kräuter- und eine Beerenecke angelegt. Im August soll ein überdachter Außensitz - einem Carport gleich - fertiggestellt werden. Und demnächst wird auch ein Bienenvolk in den Garten einziehen. Es gibt auch sogar Interessenten, die den Garten nutzen wollen: Unter anderem werden die Kitas "Minihausen e.V." und "Großstadtzwerge" mit ihren kleinen Bewohnern ebenso zum Gärtnern vorbeischauen wie ein Seniorgärtner und ein Naturlabor. "Es gibt doch nichts Schöneres, wenn Kinder sehen, dass das Radieschen nicht aus dem Lidl-Regal, sondern ursprünglich aus der Erde kommt", sagt Sabine Karau. Das Gelände der 32 Parzellen zählenden Kolonie, das in den Jahren 1942 bis 1945 als Außenlager des KZ Sachsenhausen diente und auf dem rund 500 jüdische Frauen Munitionsteile fertigen mussten, wurde 1947 zu Kleingärten umfunktioniert. Heute werden die Gärten von Menschen mit serbischen, polnischen, armenischen, vietnamesischen, türkischen, aserbaidschanischen, syrischen, marokkanischen und deutschen Wurzeln bewirtschaftet. "Ist es nicht das Beste, was einem solchen Ort widerfahren kann? Dass er wieder mit Leben erfüllt und zu einer Begegnungsstätte von Menschen verschiedener Herkunft wird", sagt Sabine Karau. Die jüngsten Pächter sind 20, die ältesten 80 Jahre jung. "Dieser Mikrokosmos stellt unseren Kiez, den gesamten Bezirk Neukölln doch prima dar. Mit dem Gemeinschaftsgarten wollen wir diesen Weg, Menschen unabhängig ihres Alters, ihrer sozialer Herkunft oder ihrer ethnischen Wurzeln zusammen zu bringen, unbeirrt weiter beschreiten."
Um mit ihrer Arbeit fortfahren zu können, benötigen die Gartenfreunde drei Kubikmeter Beton als Fundament für Sammelgrube, Toilettenhaus und Außensitz. Zwei mittelständische Neuköllner Unternehmer, die die Projektidee toll fanden, haben bereits Geld gespendet. Über weitere Geld- und Materialspenden, aber auch jede andere, vor allem handwerkliche Hilfe würden sich die Initiatoren freuen. Das Gartenfest beginnt am 9. Juni um 15 Uhr.
Autor:Michael Nittel aus Reinickendorf |
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