Anja Kofbinger kandidiert als Direktkandidatin für den Bundestag

Anja Kofbinger bei der Lektüre des "Neuköllner Stachel" von Bündnis 90/Die Grünen in der Villa Rixdorf. | Foto: Sylvia Baumeister
  • Anja Kofbinger bei der Lektüre des "Neuköllner Stachel" von Bündnis 90/Die Grünen in der Villa Rixdorf.
  • Foto: Sylvia Baumeister
  • hochgeladen von Sylvia Baumeister

Neukölln. Vor über 20 Jahren ist die 53-jährige Anja Kofbinger zur Politik gekommen. Seit 2006 ist die Grünen-Politikerin Mitglied des Berliner Abgeordnetenhauses. Bei der Bundestagswahl 2009 holte sie als Direktkandidatin für Neukölln 14,6 Prozent der Erststimmen.

Wenige Wochen vor der 18. Wahl zum Deutschen Bundestag am 22. September stellt die Berliner Woche die Neuköllner Direktkandidaten vor. Das Interview in dieser Woche mit Anja Kofbinger von Bündnis 90/Grüne führte Sylvia Baumeister.
Frau Kofbinger, was ist Ihr Hauptthema für den Bundestag?
Anja Kofbinger: Mein Hauptthema sind sozial gerechte Mieten. Die Bestandsmieten müssen begrenzt werden, für Neuvermietungen muss es Obergrenzen geben. Bei Maklergebühren wollen wir das Prinzip umkehren: Wer bestellt, muss auch bezahlen. Das Mietrecht hat sich in den letzten Jahren leider sehr verändert zugunsten der Vermieter und das wollen wir wieder umkehren. Früher war es fast unmöglich, jemandem zu kündigen, heute ist das sehr leicht. Mit Sozialstadtrat Bernd Szczepanski spreche ich fast jede Woche über Zwangsräumungen in Neukölln. Zudem treten wir für eine maßvolle energetische Sanierung ein, denn die Ressourcen werden ja nun mal immer knapper.

Wo sehen Sie die größten Probleme Neuköllns?
Anja Kofbinger: Soziale Probleme und Integration sind die größten Herausforderungen in diesem Bezirk, wo leider in den letzten Jahren nichts passiert ist - außer, dass man sie benannt hat. Es muss auf Bundesebene etwas passieren in der Sozialgesetzgebung. Wir fordern eine Anhebung des ALG II Satzes auf 420 Euro, damit es überhaupt möglich ist, davon leben zu können. Für Kinder fordern wir statt des bisherigen Regelsatzes von 224 Euro eine Kindergrundsicherung von mindestens 300 Euro.

Welche weiteren Prioritäten haben Sie?
Anja Kofbinger: Wir setzen uns für den Respekt für alle ein, die anders denken, lieben oder leben. Beispielsweise fordern wir schon lange den Doppelpass. Der Zwang, sich für eine Nationalität entscheiden zu müssen, muss verschwinden. Es ist Blödsinn, wenn manche behaupten, der Doppelpass werde nur von Kriminellen genutzt, damit sie sich problemlos in ihre Heimatländer absetzen können. Auch ein kommunales Wahlrecht für Nicht-EU-Bürger, die hier leben, möchten wir durchsetzen. Wer hier gut integriert ist, sollte auch mitbestimmen dürfen. Es ist gar nicht mehr zeitgemäß, was wir hier machen, das zeigen uns die Niederländer. Ein weiteres Problem ist die Bildung. Integration geht über Bildung, deshalb brauchen wir gute Kitas, unabhängig vom Geldbeutel der Eltern. Und was die Förderung der Brennpunktschulen angeht, die finde ich durchaus gut, aber sie müsste noch viel weitreichender sein.

Sollte der Bildungsetat auf Bundesebene wesentlich erhöht werden?
Anja Kofbinger: Das steht fest für mich. Die heutigen Kinder sind die zukünftigen Arbeitnehmer, die gut verdienen müssen, damit sie überhaupt Sozialabgaben leisten können. Leider ist Bildung nur noch Ländersache, wie es nach der Föderalismuskommission II 2007 und 2008 festgelegt wurde. Das so genannte Kooperationsverbot bedeutet, dass der Bund sich grundsätzlich nicht mehr in Bildungsangelegenheiten der Länder einmischen darf und das ist totaler Blödsinn. Denn für ärmere Bundesländer wie Berlin bedeutet es eben auch, dass der Bund in Bildungsangelegenheiten auch mit finanziellen Mitteln nicht mehr helfen darf. Das ist eine Bankrotterklärung. Wo soll das Geld in Berlin denn herkommen, um Schulen ausreichend auszustatten?

Sind wohnen ja in Nord-Neukölln, Frau Kofbinger. Welcher Ort gefällt Ihnen eigentlich am besten im Bezirk?
Anja Kofbinger: Am liebsten bin ich in meinem Naherholungsgebiet am Weichselplatz. Da walke ich öfter.

Ihr Wunsch für die Zukunft?
Anja Kofbinger: Natürlich möchte ich mein Bundtagsmandat gewinnen, damit ich für Neukölln noch viel Gutes bewegen kann. Privat wünsche ich mir, dass ich endlich mehr Zeit hätte, um mit meiner Frau zu verreisen. Das beißt sich natürlich. Wenn ich das Mandat gewinne, werde ich noch weniger Zeit haben, als bisher.

Sylvia Baumeister / SB
Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

2 folgen diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

Gesundheit und MedizinAnzeige
 Ist Ihr Herz gesund? Informieren Sie sich am 20. November über Herzschwäche und wie man sie erkennt und behandelt. | Foto: Caritas-Klinik Maria Heimsuchung

Infos über Herzinsuffizienz
Vortrag: „Herzschwäche erkennen und behandeln“

Die Caritas-Klinik Maria Heimsuchung lädt Sie herzlich zu einem informativen Vortrag am 20. November 2024 von 17 bis 18 Uhr ein. Unter dem Titel „Stärke dein Herz – Herzschwäche erkennen und behandeln“ erfahren Sie Wissenswertes über die frühzeitige Erkennung und moderne Behandlungsmöglichkeiten der Herzinsuffizienz. Dr. med. Philipp Krauser, Facharzt für Innere Medizin und Kardiologie sowie Oberarzt im Caritas Kardiozentrum Berlin, wird in dem Patienteninformationsabend auf die typischen...

  • Pankow
  • 30.10.24
  • 540× gelesen
WirtschaftAnzeige
Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk. | Foto: VEAN TATTOO
3 Bilder

VEAN TATTOO
Tätowierer: einer der gefragtesten Berufe unserer Zeit

Tätowierungen sind eine Kunst mit jahrtausendealter Geschichte, die über Jahrhunderte hinweg die Körper der Menschen schmückte. Doch der Beruf des Tätowierers ist nicht nur kreative Arbeit. Es ist ein anspruchsvolles und faszinierendes Handwerk, das nicht nur künstlerische Fähigkeiten, sondern auch ein tiefes Verständnis des gesamten Prozesses erfordert. In diesem Artikel wird VEAN TATTOO Ihnen die Welt der Tätowierkunst näherbringen und erläutern, warum der Beruf des Tätowierers heute zu den...

  • Mitte
  • 28.10.24
  • 649× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen? Erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Infoabend am 12. November
Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen

Leiden Sie unter anhaltenden Knie- oder Hüftschmerzen, die jeden Schritt zur Qual machen oder Ihnen sogar in Ruhe keine Erholung gönnen? Es muss nicht so bleiben! Besuchen Sie unseren Infoabend "Leben ohne Knie- und Hüftschmerzen: Schonende & komfortable OP-Methode!" und erfahren Sie, wie Sie mit modernsten Methoden Ihre Mobilität zurückgewinnen – schonend, effektiv und ohne Angst vor einem Eingriff. Expertenwissen kommt beim Infoabend am 12. November aus erster Hand: Tariq Qodceiah, Chefarzt...

  • Reinickendorf
  • 01.11.24
  • 377× gelesen
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 501× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.