Dr. Fritz Felgentreu kandidiert als Direktkandidat für den Bundestag

Dr. Fritz Felgentreu gegenüber der SPD-Geschäftsstelle in der Sonnenallee. | Foto: Sylvia Baumeister
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Neukölln. Seit 1992 ist der habilitierte Philologe Dr. Fritz Felgentreu als Mitglied der SPD Neukölln aktiv in der Kommunalpolitik. Zehn Jahre lang vertrat er den Bezirk als Abgeordneter im Berliner Abgeordnetenhaus. Als Direktkandidat verfehlte er bei der Bundestagswahl 2009 mit 27,3 Prozent der Erstimmen knapp sein Ziel.

Wenige Wochen vor der 18. Wahl zum Deutschen Bundestag am 22. September stellt die Berliner Woche die Neuköllner Direktkandidaten vor. Das Interview in dieser Woche mit Dr. Fritz Felgentreu von der SPD führte Sylvia Baumeister.

Herr Dr. Felgentreu, was ist Ihr Hauptthema für den Bundestag?

Dr. Fritz Felgentreu: In Neukölln spielt die Familien- und Bildungspolitik eine besonders wichtige Rolle, weil es bei uns viele Eltern gibt, die nicht in der Lage sind, ihre Kinder im notwendigen Umfang zu fördern. In Zehlendorf, wo das weitaus besser klappt als bei uns, gibt es beispielsweise doppelt so viele Abiturienten. Diesen Rückstand müssen wir mit einer aktiven Bildungspolitik, die die Familien über stärkere Institutionen unterstützt, unbedingt aufholen. Mein Hauptthema ist deshalb, dass die Trennung zwischen Familien- und Bildungspolitik endlich beseitigt werden muss. Der Bund fördert Familien am besten über Kita und Schule, nicht über ein Betreuungsgeld.

Wo sehen Sie die größten Probleme Neuköllns?

Dr. Fritz Felgentreu: Armut und Bildungsferne sind in Neukölln unsere größten Probleme. Wir können nicht so wie bisher 20 Prozent eines Jahrgangs in eine Hartz-IV-Karriere entlassen. Die armen und frustrierten Menschen ziehen sich in Parallelgesellschaften zurück. Diese Entwicklung müssen wir umkehren. Auch die Mieten sind in diesem Bezirk ein großes Thema geworden. Der Schillerkiez ist inzwischen der Berliner Kiez, in dem die Mieten prozentual am meisten ansteigen.

Was wollen Sie und Ihre Partei dagegen im Bundestag unternehmen?

Dr. Fritz Felgentreu: Um weitere drastische Erhöhungen bei den Neuvermietungen zu verhindern, hat die SPD eine Mietenbremse angekündigt. Wir wollen eine gesetzliche Regelung einführen, bei der der Neuvermietungspreis nicht mehr als zehn Prozent über dem Mietspiegel liegen darf. Bei bestehenden Mietverhältnissen soll die Miete um maximal 15 Prozent innerhalb von vier Jahren erhöht werden können. Zurzeit sind 20 Prozent Mietsteigerung in drei Jahren zulässig. Auch sollten die Maklerkosten zukünftig vom Auftraggeber und nicht vom Mieter getragen werden. Die SPD befürwortet außerdem, die Umlagekosten der Sanierung von Wohnhäusern auf den Mietpreis von derzeit elf auf maximal neun Prozent zu reduzieren.

Welche weiteren Prioritäten haben Sie?

Dr. Fritz Felgentreu: Gute und gerecht bezahlte Arbeit ist wichtig für alle Menschen. Deshalb fordern wir 8,50 Euro Mindestlohn pro Stunde. Es muss einen Abstand geben zwischen den Menschen, die einer Beschäftigung nachgehen, und denen, die nicht arbeiten. Ebenso sollte es eine Solidarrente von 850 Euro geben für alle, die mindestens 30 Jahre lang in die Sozialversicherung eingezahlt haben. Bei Gesundheit und Pflege sind wir für die Bürgerversicherung, für deren Beiträge alle Einkommensformen herangezogen werden. Im Moment tragen allein die Angestellten und Arbeiter alle Lasten mit dem Ertrag ihrer Arbeit. Die NSA-Affäre hat uns aktuell außerdem gezeigt, dass die Bundesregierung wesentlich mehr für den Schutz des Kommunikationsgeheimnisses der Bürger tun muss.

Sind wohnen in Baumschulenweg nahe der Sonnenallee. Welcher Ort gefällt Ihnen eigentlich am besten in Neukölln?

Dr. Fritz Felgentreu: Ich mag das Schloss und den Gutshof Britz sehr. Dieses Areal mit dem kleinen Bauernhof, dem schönen Park, der Musikschule und dem Heimatmuseum ist richtig toll geworden und hat sich in Berlin zu einem Geheimtipp von überregionaler Bedeutung gemausert.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft?

Dr. Fritz Felgentreu: Natürlich möchte ich in erster Linie ein guter Bundestagsabgeordneter werden. Mir wäre es darüber hinaus auch sehr wichtig, dass die Neuköllner bei der Wahl ein deutliches Zeichen setzen gegen rechts. Privat wünsche ich mir als Familienvater, dass meine Kinder, die gerade sechs, elf und 16 Jahre alt sind, weiterhin gesund, geborgen und selbstbewusst heranwachsen.

Zur Person

Der 45-jährige habilitierte Philologe ist seit 1992 Mitglied in der SPD und engagiert sich seit dieser Zeit in der Neuköllner Kommunalpolitik. Seit 2004 ist der Familienvater von drei Kindern Vorsitzender der Neuköllner SPD. Von 2001 bis 2011 vertrat er die Interessen der Neuköllner als Abgeordneter im Berliner Abgeordnetenhaus. Der seit 2012 stellvertretende Landesvorsitzende der SPD kandidierte 2009 erstmalig als Neuköllner Direktkandidat für den Bundestag, unterlag jedoch Stefanie Vogelsang (CDU). Als Quereinsteiger unterrichtet Dr. Felgentreu Griechisch und Latein an einem Berliner Gymnasium.

Sylvia Baumeister / SB
Autor:

Sylvia Baumeister aus Neukölln

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