Edith und Kurt Stendel feiern Gnadenhochzeit
Wenn Kurt Stendel über seine Edith spricht, bekommt er leuchtende Augen: "Ich habe immer nur sie geliebt. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, eine andere Frau kennenlernen zu wollen", bekennt der 93-jährige Neuköllner. Zu ihrem 70. Hochzeitstag werden sich die Beiden noch einmal im Beisein ihrer Tochter Elfie und Bewohnern des Kurt-Exner-Hauses in der Sonnenallee vor einer Pfarrerin das Ja-Wort geben. Seit einem Schlaganfall lebt die 91-Jährige in der Pflegeeinrichtung, wo ihr Mann sie jeden Tag besucht. Zwar kann Edith Stendel inzwischen kaum noch sprechen, der Austausch der Blicke zwischen beiden zeigt aber, wie tief ihre Verbundenheit ist. "Ich hoffe, dass ich sie noch lange habe", sagt Kurt Stendel, der nun allein die Wohnung in der Steinbockstraße bewohnt.Es war gar nicht unbedingt Liebe auf den ersten Blick, als Kurt Stendel seiner Edith 1937 zum ersten Mal begegnete. Seine Mutter hatte eine alte Schulfreundin wieder getroffen, die ihre Tochter Edith mitbrachte. Kurt und Edith gingen danach manchmal ins Kino. Tanzen mochte er nicht so gern. Deshalb hatte Edith öfter andere Tanzpartner, von denen schließlich einer Interesse an ihr zeigte. "Da wurde ich plötzlich eifersüchtig und merkte erst, dass ich sie liebe", erzählt er. Nach der Verlobung 1939 musste Kurt mit der Artillerie in den Krieg ziehen. Auf einem Heimaturlaub wurden sie am 17. Juli 1943 standesamtlich und danach in der Magdalenenkirche getraut. Die Hochzeit feierten sie, trotz einer begrenzten Anzahl von Lebensmittelmarken, gebührend mit Schweinebraten, Kuchen, Obstwein und selbstgebranntem Kartoffelschnaps.
Nach dem Krieg brach eine gute Zeit für das Paar heran: 1949 kam Tochter Elfi zur Welt. Kurt Stendel war fortan als Konfektionsschneider selbständig, hatte mehrere Angestellte. Seine Frau übernahm die Buchhaltung. Als seine Auftragsfirma 1972 die Produktion ins Ausland verlagerte, nahm er das Angebot an, den hiesigen Betrieb der Firma zu leiten.
"Zweimal musste ich beruflich von vorn anfangen, das war nicht leicht für uns", sagt Kurt Stendel. Die Ehe der Großeltern eines 39- und eines 24-jährigen Enkelsohnes blieb davon aber unberührt: "In all den Jahren ist nie ein böses Wort zwischen uns gefallen", sagt Kurt Stendel. Das Rezept des Paares für eine glückliche Ehe: "Immer aufeinander Rücksicht nehmen."
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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