Neukölln. Viele kranke Kinder und Wartezeiten bis zu neun Stunden, das ist laut Neuköllns Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) das aktuelle Bild in der Kinderrettungsstelle des Vivantes Klinikums Neukölln.
Liecke fordert deshalb eine zusätzliche Notfallambulanz für Neukölln. "Unverändert beobachte ich das Problem, dass es gerade an den Feiertagen, aber auch zu regulären Zeiten zu erheblichen Engpässen in der kinderärztlichen Versorgung kommt." Liecke verweist darauf, dass zu viele Praxen in der Region in den Ferien geschlossen sind. Insgesamt gibt es 26 Kinderarztpraxen im Bezirk. Das sind nach Meinung des Stadtrats zu wenig. Liecke kritisiert die Kassenärztliche Vereinigung, die nur vier kinderärztliche Notdienststellen in Lichtenberg, Charlottenburg, Wedding und Tempelhof zusichert. Das reiche nicht aus. Liecke betonte, "Eltern mit einem kranken Kind ist nicht zuzumuten, dass sie durch die halbe Stadt zu einem Arzt fahren müssen." Auch andere Arztpraxen verfügen nicht über ausreichende Kapazität. Lange Wartezeiten seien an der Tagesordnung. Liecke forderte die Kassenärztliche Vereinigung auf, "Neukölln endlich bei der Bedarfsplanung mit zusätzlichen Kinderarztpraxen zu berücksichtigen." Außerdem müsse ein weiterer Standort für den Bereitschaftsdienst in Neukölln etabliert werden.
Für Liecke liegt die Ursache für diese Misere bei einer falschen Entscheidung, die vor zehn Jahren getroffen wurde. Bis dahin hatte die Stadt Berlin zwölf Versorgungsregionen - für jeden Bezirk. Diese wurden 2003 zu einer einzigen, ganz Berlin umfassenden Region zusammengefasst. Jetzt kann über Zulassungen für Ärzte nicht mehr reguliert werden, dass alle Bezirke gleichermaßen gut mit Ärzten versorgt sind. Wenn ausreichend Ärzte in den gut situierten Bezirken praktizieren, gelten auch die weniger attraktiven Bezirke als versorgt. Damit habe sich ein Ungleichgewicht entwickelt. Liecke kritisierte, dass bisher die Gespräche zwischen Bezirkspolitikern und Kassenärztlichen Vereinigung zu keinem Ergebnis geführt haben. Doch gerade die Einrichtung einer zusätzlichen Ambulanz in Neukölln ist notwendig, denn über 90 Prozent der vorgestellten Patienten sind keine Fälle für die Kinderrettungsstelle.
Klaus Tessmann / KT
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