Neukölln. Mit dem EU-Beitritt immer mehr osteuropäischer Länder stieg in Berlin auch die Zahl der Wohnungslosen aus diesen Regionen. In Neukölln startete die Gebewo Soziale Dienste deshalb Ende 2012 das Projekt "Frostschutzengel".
Geschätzte 11 000 Wohnungslose gibt es in Berlin, die Tendenz ist auch in Neukölln steigend. In die Notübernachtung, die der Träger Gebewo Soziale Dienste 2011 in der Teupitzer Straße eingerichtet hat, kommen immer mehr Zuwanderer aus osteuropäischen Nachbarländern. Verständigen konnten sich die Sozialarbeiter mit ihnen lange Zeit nicht. Ende 2012 beschloss der Träger daher, das rein aus Spendengeldern finanzierte Projekt "Frostschutzengel" zu starten, das in Deutschland einmalig ist.
Drei Streetworker mit Sprachkenntnissen in polnisch, bulgarisch, kroatisch, lettisch und russisch besuchen seither regelmäßig Einrichtungen der Berliner Kälteschutzhilfe, darunter die Notübernachtung in der Teupitzer Straße. "Wir treffen meist auf Menschen, die in der Hoffnung kamen, einen guten Job zu finden", sagt Sozialarbeiterin Marie-Therese Reichenbach. Wer aber schlechte Deutschkenntnisse habe, keine Wohnung und damit keine Meldeadresse, finde oft gar keinen Job.
Einen Anspruch auf Hartz IV haben EU-Bürger erst nach einem mehrmonatigen Arbeitsverhältnis. Kommen dann noch Krankheit oder ein Unfall hinzu, kann es ganz schwierig werden: "Wir haben schon erlebt, dass Menschen nach einer Krankenhausbehandlung auf die Straße gesetzt wurden", sagt Frostschutzengel Petra Schwaiger. Die Helfer vermitteln die Klienten daher an verschiedene Beratungs- und Hilfeeinrichtungen ihres inzwischen geknüpften Netzwerks; sie füllen Anträge mit aus, begleiten bei Ämtergängen. Eine erste Bilanz belegt: Weit mehr als 300 Menschen allein aus den osteuropäischen Ländern konnten die Frostschutzengel bisher beraten oder sie erfolgreich weiter vermitteln. Das Hilfsangebot ist aber nicht auf dieses Klientel beschränkt. Reichenbach: "Wir sind für jeden Wohnungslosen da, der uns braucht."
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