Im Gemeinschaftshaus kochen Engagierte für Nachbarn
Das Drei-Gänge-Menü klingt verlockend: Als Vorspeise gibt es Bruschetta, als Hauptgang Rahm-Geschnetzeltes mit Champignons und Spätzle und zum Nachtisch Sahnejoghurt mit Apfelmus. Zubereitet hat die Speisen heute Frank Wendt, Gebärdendolmetscher für Ahmed Aly. Ahmed ist ein taubstummer Mitarbeiter im Förderverein des Gemeinschaftshauses, er hilft dort bei der Organisation des "Netzwerks Schülerhilfe Rollberg" und spielt einmal in der Woche im Kindertreff des Arabischen Kulturinstituts mit den jungen Besucher Schach.
Seit den Jahr 2003 engagiert sich "Morus 14" im Rollbergviertel mit zahlreichen Projekten für soziale Integration durch Bildung, Kultur und Gewaltprävention. Eines der Projekte ist der Mittwochs-Mittagstisch. Förderverein-Projektleiter Frank Bourgett achtet darauf, dass die Essensausgabe wie am Schnürchen klappt. Passieren kann eigentlich nichts. "Ich mache das schon zehn Jahre", sagt Frank Bourgett. 50 Mal im Jahr werde aufgetischt. Das Team sei eingespielt. Es besteht aus fünf bis sechs Mitarbeitern. Die Mehrzahl von ihnen hat das Jobcenter vermittelt, einige sind hier ehrenamtlich tätig.
Die Köche stehen allesamt ehrenamtlich am Herd: Nachbarn, Mitglieder, Politiker, Künstler, Unternehmer, Schriftsteller oder lokale Akteure. "Entertainer Alfred Biolek kochte hier schon, aber auch Berlins Regierender Klaus Wowereit, die frühere Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth und die Bundestagsabgeordnete Renate Künast", erzählt Frank Burgett. "Am Anfang war es schwierig, jemanden dafür zu gewinnen. Heute kommen die Leute gern zu mir", sagt Frank Bourgett.
Am Vortag werden die Lebensmittel nach der Einkaufsliste des jeweiligen Kochs besorgt und erste Vorbereitungen getroffen, zum Beispiel Kartoffeln geschält. Mittwochs um 9 Uhr trifft man sich in der kleinen Küche des Gemeinschaftshauses. Bis 12.30 Uhr muss alles fertig sein. "Im Kiez leben 80 Prozent muslimische Familien und 20 Prozent Senioren und alteingesessene Neuköllner", sagt Bourgett. Vor allem letzteren will der Verein die Chance bieten, mal aus den eigenen vier Wänden heraus zu kommen, gemeinsam zu essen, zu plaudern "und ein Käffchen zu trinken". Nicht selten besuchen auch Angestellte umliegender Behörden den Treff. Muslime allerdings kämen seltener.
150 Euro darf das Menü kosten. Der Förderverein Gemeinschaftshaus Morus 14 verzichtet bewusst auf staatliche finanzielle Unterstützung. "Das ist nicht nachhaltig", so Frank Bourgett. Geld erhält der Verein von seinen Mitgliedern, von Spendern und Sponsoren, aber auch durch die Vermietung des Hauses für Großveranstaltungen. Die Mittwochsgäste spenden gerne 3,50 Euro in die Kasse am Eingang.
Gern würde Frank Bourgett aber eine noch internationalere Küche anbieten. Er sucht daher Afrikaner, die hin und wieder ehrenamtlich kochen möchten.
Autor:Karen Noetzel aus Schöneberg |
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