Jugendstadtrat Falko Liecke mit Forderungskatalog gegen Misshandlungen
Neukölln. Michael Tsokos Buch "Deutschland misshandelt seine Kinder", das der Charité-Rechtsmediziner mit seiner Kollegin Saskia Guddat geschrieben hat, nimmt der Neuköllner Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) zum Anlass, auf noch mehr Kinderschutz hinzuweisen.
In ihrem Buch klagen die beiden Experten das deutsche Kinder- und Jugendschutzsystem an. Es versage regelmäßig. Sozialarbeiter und Ärzte schritten auch bei erkennbaren Misshandlungsfällen oft nicht ein. Richter, würden vorschnell die Angeklagten frei sprechen. Falko Liecke sieht die Veröffentlichung von Tsokos und Guddat "als Chance, das Netzwerk Kinderschutz dichter zu flechten". Die "große Lösung" gebe es nicht, muss der Stadtrat eingestehen. "Die Jugendämter können nicht hinter jeder Tür stehen." Sie müssten aber konsequent eingreifen können.
Das Jugendamt Neukölln hat mit einem Kinderschutzteam einen Wandel eingeleitet. "Aus dem tragischen Tod der kleinen Lena 2012 haben wir Lehren gezogen und erstmals den Fall von einer Expertengruppe untersuchen lassen", sagt Liecke. Daraus sei ein Forderungskatalog entstanden. Dazu gehören verpflichtende Früherkennungsuntersuchungen und bei Nichtteilnahme Bußgelder für die Eltern, verbindliche Besuche und Beratung beim Kinder- und Jugendgesundheitsdienst. Bei einem Anfangsverdacht müssen die Eltern mit ihrem Kind eine Kinderschutzambulanz in einer Klinik aufsuchen. Dort wird das Kind umfassend untersucht, um Verletzungen festzustellen. In Verdachtsfällen sollen Behörden wie Jugend- und Gesundheitsämter, Schulen und Kitas Informationen austauschen.
Auch sollen Jugend- und Gesundheitsämter mit den niedergelassenen Kinderärzten verbindlich zusammen arbeiten. Um eine Überlastung der Sozialarbeiter zu vermeiden, will Falko Liecke deren Fallzahlen auf höchstens 50 Fälle pro Mitarbeiter begrenzen. Weil häufig Väter oder Lebenspartner Täter sind, sollen sie in die Arbeit der Jugendhilfe eingebunden werden, um mögliche Risiken zu vermeiden. Mütter sollten bereits ab der Schwangerschaft betreut werden.
Karen Noetzel / KEN
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