Mädchen beweisen sich an der Esse
In der Rixdorfer Schmiede herrscht großer Andrang. Acht Mädchen zwischen elf und siebzehn Jahren sind schon seit Stunden dabei, einen Kerzenständer aus Metall anzufertigen. Unter der Aufsicht von Messerschmied Martin Böck arbeiten sie an der Esse und gehen ganz selbstverständlich mit Werkzeugen um. "Ich bin immer wieder erstaunt, wie Mädchen in diesem Alter das schon hinkriegen. Viele sind bei den Schmiedearbeiten sogar besser als die Jungs", stellt der Hausherr der Rixdorfer Schmiede fest. Dennoch sind Frauen immer noch unterrepräsentiert im Handwerk, vor allem aber in Berufen, in denen sie gute Aufstiegschancen und Verdienstmöglichkeiten haben.
Das zu ändern hat sich die Gleichstellungsbeauftragte Sylvia Edler vorgenommen. "Den Girls Day haben wir vor zwölf Jahren initiiert, damit Mädchen Berufe kennen lernen, auf die sie sonst nie gekommen wären", sagt Edler. Denn immer noch verdienen Frauen in Deutschland durchschnittlich 22 Prozent weniger, als Männer. "Dabei haben Mädchen die besseren Schulabschlüsse", sagt Edler. Zwar sei die Lohndifferenz in fünf Jahren um ein Prozent gesunken, aber "hochgerechnet bedeutet das, dass Frauen erst in 100 Jahren adäquat bezahlt werden." Damit sich dieses Gefälle endlich abbaut, akquiriert die Gleichstellungsbeauftragte Jahr für Jahr in Neuköllner Unternehmen und Institutionen Plätze in Berufen, in denen Frauen unterrepräsentiert sind.
In diesem Jahr konnte sie für den Girls Day 27 Veranstalter mit 262 Plätzen gewinnen. Schon jetzt sucht sie für das kommende Jahr Betriebe, die Plätze am Girls Day zur Verfügung stellen. "Das Engagement gerade kleiner Betriebe ist sehr lobenswert, denn die Betreuung der Schülerinnen erfordert ja auch Personal", weiß Sylvia Edler.
Die elfjährige Celeste hatte dieses Jahr das Glück, einen der heißbegehrten Plätze in der Schmiede zu ergattern. "Die Arbeit hier entspricht durchaus den Vorstellungen, die ich zuvor von diesem Beruf hatte", sagt Celeste, die im vergangenen Jahr am Girls Day in den Berufsalltag des Tierarztes hineinschnuppern konnte. Ob sie sich vorstellen könnte, später Tierärztin oder Schmiedin zu werden? "Warum nicht?", fragt sie zurück.
Autor:Lokalredaktion aus Mitte |
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