Neue Datenbank mit Angeboten für Eltern, Kinder und Fachkräfte des Bezirks
Erst kürzlich zeigte das Fernsehen einen Film, in dem 14-jährige Jungen und Mädchen eine gleichaltrige Klassenkameradin zusammentraten. Den brutalen Übergriff hatten sie gefilmt und ins Internet gestellt. Wie kann man eine solche Entwicklung bei einem jungen Menschen vermeiden?
Neukölln geht einen speziellen Weg in dieser Frage. Gesundheits- und Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) arbeitet seit seinem Amtsantritt 2009 an einer Präventionskette. Liecke ist überzeugt: "Nur mit einer Präventionskette können wir die Folgen einer negativen Entwicklung des Kindes frühzeitig verhindern." Zwar gab es bereits zuvor zahlreiche Hilfs-, Angebots- und Trägerstrukturen im Bezirk, das Geflecht war aber bis dahin nur schwer zu überblicken.
Um insbesondere jungen Eltern in Überforderungssituationen Hilfestellung bei der Erziehung ihrer Kinder bieten zu können, verfolgt die Abteilung Jugend und Gesundheit eine abgestimmte, organisierte, strukturierte und ressortübergreifende Zusammenarbeit. Insgesamt 39 Maßnahmen und Angebote konnten bisher in der Präventionskette gebündelt werden. Dazu zählen beispielsweise ein Familiengutschein, der junge Familien auf Angebote hinweist sowie Erstbesuche bei Eltern von Neugeborenen durch eine Sozialarbeiterin des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes (KJGD) mit einem "Begrüßungspaket", das unter anderem ein Elternbegleitbuch mit wichtigen Informationen zur Kindesentwicklung enthält. Hier verzeichnet der Bezirk inzwischen eine positive Bilanz: Während im Jahr 2008 nur knapp 56 Prozent aller Eltern mit Hausbesuchen erreicht werden konnten, betrug die Erreichbarkeitsquote 2013 über 91 Prozent.
Gibt es bei den Besuchen Verständigungsprobleme, können seit kurzer Zeit Stadtteilmütter auch außerhalb von QM-Gebieten die Sozialarbeiterin begleiten. Informationen und sofortige Unterstützung für frisch gebackene Eltern bieten zwei Mitarbeiter des KJGD, die direkt auf der Geburtsstation des Klinikums Neukölln tätig sind. Gibt es in einer Familie bereits Probleme, kann der KJGD zwei Hebammen einsetzen, die seit im Bezirk unterwegs sind.
Ein weiterer Baustein der Präventionskette ist derzeit in der Vorbereitung: die digitale Erfassung aller Angebote für Eltern, Kinder und Fachkräfte in einer Datenbank. Sie wird voraussichtlich ab Juni im Internet abrufbar sein und kontinuierlich aktualisiert. Liecke ist zuversichtlich: "Es wird lange brauchen, bis sich erste Effekte der Präventionskette zeigen. Ab 2016 werden aber wohl erste messbare Erfolge ablesbar sein."
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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