Projekt Mobile Fahrradwerkstatt schult Jugendliche
Neukölln. Wer für sein Fahrrad eine günstige Reparatur benötigt, findet sie auf dem Tempelhofer Feld. Im Rahmen eines Berufsorientierungsprojektes des Vereins Taschengeldfirma reparieren hier gerade eingewanderte Jugendliche Fahrräder für ein kleines Taschengeld.
Nahe des Eingangs Oderstraße am Tempelhofer Feld ist er zu finden: Der Wohnwagen mit provisorischem Vordach, der den jungen Teilnehmern eines Berufsorientierungsprojekts als "Mobile Fahrradwerkstatt" dient. Jeden Mittwoch sowie freitags bis sonntags ist sie von 14 bis etwa 19 Uhr geöffnet und inzwischen bei zahlreichen Fahrradfahrern beliebt. Denn für eine freiwillige Spende, die als kleine Belohnung gezahlt wird, reparieren hier zugewanderte Jugendliche die Fahrräder von Hilfesuchenden: "Die Idee zu dieser Werkstatt kam von den überwiegend bulgarischen, kurdischen und türkischen jungen Einwanderern selbst, die regelmäßig mit ihren Fahrrädern zu uns in die Flughafenstraße 62 kommen", erzählt Mahiya Yilmaz, Mitbegründerin, Koordinatorin und Geschäftsführerin des Vereins Taschengeldfirma.Im vergangenen Jahr lief das Berufsorientierungsprojekt erstmalig an. Gefördert wird es mit Mitteln des vom Europäischen Sozialfonds kofinanzierten Bundesprogramms "Stärken vor Ort". Genutzt wird der kostengünstige Reparaturservice Mobile Fahrradwerkstatt inzwischen täglich von etwa 20 Besuchern des Tempelhofer Feldes. Egal ob Kettenwechsel, kaputte Lichtanlange oder Fahrradklingel: Prinzipiell erledigen die jungen Menschen, die in diesem Projekt Gelegenheit haben, ihre Fähigkeiten als Fahrradmechaniker zu testen, alle anfallenden Reparaturen unter Anleitung eines ehrenamtlichen Helfers. Teamleiter Franz Stahl schult seit einigen Wochen den 17-jährigen Mario Dimitrov aus Bulgarien: "Mario hat schon gute Fortschritte gemacht. Er hat viel Deutsch gelernt, ist bei den Reparaturarbeiten sehr interessiert und stellt viele Fragen", erzählt der 26-jährige Teamleiter.
Auch der Vereinsvorsitzende Milton Paixao nahm vor Jahren selbst an einem der zahlreichen Berufsorientierungsprojekte des Vereins teil und gründete mit drei Freunden eine Tanzgruppe. Heute gibt der 23-jährige Angolaner in Vereinsprojekten sein Wissen an junge Zuwanderer weiter: "Unsere Teilnehmer haben Spaß daran, mit uns zu arbeiten und werden im Laufe der Zeit immer selbständiger", weiß Milton Paixao, der gerade sein Abitur gemacht hat und bald mit einem Studium der Fahrzeugtechnik beginnt. Auch im kommenden Jahr soll das Projekt Mobile Fahrradwerkstatt auf dem Tempelhofer Feld fortgesetzt werden. Mahiya Yilmaz hat sich vorgenommen: "Dann möchten wir verstärkt auch Mädchen in das Projekt einbinden."
Sylvia Baumeister / SB
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