Reinhold Steinle plant neue Tour rund um den Körnerpark
Nun bereitet Steinle seine vierte Tour vor. Dabei geht es um die Geschichte im Körnerkiez. Noch im 19. Jahrhundert standen dort zwischen der heutigen Thomas- und Jonasstraße die beiden ältesten Rixdorfer Mühlen. Ab 1890 begannen die Bauarbeiten an der Bergstraße - das ist heute die Karl-Marx-Straße. Für den Wohnungsbau wurde vor allem Kies benötigt, so entstanden in der Nähe auch Kiesgruben. Eine davon ist der heutige Körnerpark. Damit steht das Leben des Franz Körner (1838 bis 1911) im Mittelpunkt der Führung von Reinhold Steinle. Körner hatte das Gelände 1887 gekauft und eine Kiesgrube angelegt. Außerdem förderte Körner noch in Britz das begehrte Baumaterial. Steinle beschreibt Franz Körner als reichen, kaisertreuen Industriellen, der aber ein soziales Gewissen hatte. Obwohl Körner in Charlottenburg wohnte, hat er sich in Neukölln einen Sommersitz in der Jonasstraße 66 bauen lassen. "Im Keller des Hauses hatte Körner eine umfangreiche Sammlung", erklärte Steinle. "Es war ein Sammelsurium von Fundstücken, die in der Kiesgrube ausgegraben worden sind." Darunter befanden sich seltene Stücke wie Skeletteile eines Wals, ein ausgestopftes Rentier und viele Knochen von verschiedenen Tieren. "Im Rixdorfer Horizont, wie der Neuköllner Untergrund von Paläontologen genannt wird, fanden sich Knochenreste vieler Tiere aus der Eiszeit", berichtet Steinle. Das hatte die Sammelleidenschaft bei Körner geweckt.
Steinle verweist noch auf ein zweites Hobby des reichen Industriellen. Er hatte sich in Rixdorf einen Garten angelegt und züchtete Sonnenblumen. 1896 hat er eine seiner Züchtungen den Namen "Bismarck" gegeben. "Diese Sonnenblume erreichet eine stattliche Höhe von zwei bis drei Metern." Gegen eine Gebühr hatte Körner die Samen in alle Welt verschickt. "Die Einnahmen hat Körner immer an die Armen in Rixdorf gespendet", betont Steinle.
Trotz seines Reichtums habe Körner immer an seine Mitarbeiter gedacht. Steinle verweist auf Berichte, dass er regelmäßig für die Kirchgemeinde gespendet und die Kinder aus dem Ort zur Weihnachtsfeier eingeladen. Auch die Grubenarbeiter haben ihre Weihnachtsgeschenke bekommen. Ein Jahr vor seinem Tod hat Franz Körner einen Teil der Kiesgrube an die Stadt verschenkt, den größten Teil aber hatte Körner verkauft. Seine Bedingung war damals, dass auf dem Gelände ein Park angelegt wird, der seinen Namen tragen sollte.
"Verwunderlich ist, dass dieser Park in der Zeit des Ersten Weltkriegs von 1913 bis 1916 gebaut wurde", erklärt Steinle. 1916 wurde der Park mit einem Festakt eingeweiht. Seit den 20er Jahren ist er ein beliebtes Ziel für Spaziergänger, ein Ort für Konzerte und politische Veranstaltungen. Doch es war nicht immer so. Zur 600-Jahrfeier von Rixdorf 1960 präsentierte sich der Körnerpark noch in vollem Schmuck mit einem Stadtwappen aus Blumen. Danach begann der Niedergang, es wurde sogar über den Abriss gesprochen. Doch Mitte der 70er Jahre wurden Mittel zur Sanierung bereitgestellt. Im Oktober 1983 wurde die Orangerie als neue Galerie für den Bezirk eröffnet.
Autor:Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg |
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