"Roma Image Studio" in der Galerie im Saalbau

Kurator André Raatzsch möchte mit der Ausstellung stereotype Vorstellungen über die Roma korrigieren. | Foto: Sylvia Richter
  • Kurator André Raatzsch möchte mit der Ausstellung stereotype Vorstellungen über die Roma korrigieren.
  • Foto: Sylvia Richter
  • hochgeladen von Lokalredaktion

Neukölln. Die Ausstellung "Roma Image Studio" im Rahmen des Kulturfestivals "Romanistan" hinterfragt gängige Klischees über die europäische Minderheit der Roma mit kritischem und künstlerischem Blick.

Seit 2009 kommen viele Roma aus osteuropäischen Ländern nach Neukölln. Das bringt Probleme mit sich, die der Bezirk zu lösen versucht. Denn die Einwanderer kommen oft aus ärmsten Verhältnissen und sprechen kaum Deutsch. Und es schürt Vorurteile, die auf klischeehaften Darstellungen basieren. Immer noch stellen sich viele "die Roma" als kriminell, ungebildet und abends mit der Gitarre am Lagerfeuer sitzend vor. Einen gänzlich anderen Blick auf diese Ethnie, die keineswegs als homogen betrachtet werden kann, zeigen Fotografien, Gemälde und Filme von Roma-Künstlern in der Galerie im Saalbau: "Das Bild der Roma, das unsere Künstler hier durch ihre Arbeiten präsentieren, soll dazu beitragen, ihre Kultur und Geschichte sichtbar zu machen, denn bisher werden sie kaum wahrgenommen", sagt Kurator André Raatzsch. Es ist ihm wichtig zu zeigen, dass Kunst und Kultur der Roma vielfältig sind und dabei von den Ländern, in denen sie leben und wirken, geprägt werden. Raatzsch möchte zum Dialog anregen, jenseits von stereotypisierender Ethnisierung und Romantisierung. Gleichzeitig möchte der Kurator die "Emanzipation der Roma neu beleben". Die begann eigentlich schon in den frühen 70er Jahren, wie die Ausstellung zeigt. So trat 1972 erstmals eine 17-jährige Roma im bulgarischen Staatsfernsehen auf, um Gedichte vorzutragen. "Das war etwas ganz außergewöhnliches. Das Mädchen wurde damit Teil der frauenemanzipatorischen Bewegung in dem sozialistischen Land", erklärt Raatzsch. Dennoch müssten Roma nach wie vor überall in Europa darum kämpfen, sich kulturell repräsentieren zu können. "Aber auch sie haben einen Platz in dieser Kultur verdient", findet er.

Eine Zeit lang hat sich der 35-jährige Sohn einer Roma und eines deutschen Vaters, der in Thüringen und in Ungarn aufgewachsen ist, selbst damit schwer getan, seine Wurzeln anzuerkennen: "Als in der Schule bekannt wurde, dass meine Mutter eine Roma ist, habe ich mich geschämt", gibt er zu. Heute schämt er sich längst nicht mehr, hat sich mit der eigenen Familiengeschichte ausführlich befasst und dokumentiert diese auch in der Ausstellung. Die Auseinandersetzung mit der eigenen Geschichte hat ihm eine entscheidende Erkenntnis gebracht, die er teilen möchte: "Die einzig existierenden Grenzen zwischen den Nationalitäten sind im Grunde genommen nur die sprachlichen Dialekte."

Die Galerie im Saalbau in der Karl-Marx-Straße 141 ist dienstags bis sonntags bei freiem Eintritt geöffnet.
Slyvia Baumeister / syri
Autor:

Lokalredaktion aus Mitte

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Folgen Sie diesem Profil als Erste/r

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 231× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 544× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 523× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 942× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.