Seit 15 Jahren gibt es in Neukölln das Ricam Hospiz
Als Krankenschwester in der Onkologie eines Neuköllner Krankenhauses hat Dorothea Becker viele Menschen sterben sehen. Und immer wieder gedacht: "Für diese Patienten ist ein Krankenhaus nicht der richtige Platz." Ihren Plan, ein Hospiz zu gründen, setzte sie 1998 in die Tat um und eröffnete in der Delbrückstraße 22 die erste Einrichtung dieser Art in Berlin. "Wir haben viel Zeit für jeden Patienten und genügend Personal", sagt die Geschäftsführin des Ricam Hospizes. "Und wir bieten den Menschen einen neutralen Ort, an dem sich alle, die voneinander Abschied nehmen, begegnen können." Wer hierher kommt, hat meist nur noch Monate, Wochen oder sogar nur Tage zu leben und bekommt jede erdenkliche Hilfe und Unterstützung, die er auf seinem allerletzten Weg benötigt. "Meist fehlt den Sterbenden zu Hause die medizinische Sicherheit oder die Pflege", erklärt Dorothea Becker. Die 15 Plätze im stationären Teil sind immer belegt. Betreut werden die Patienten von 24 Pflegekräften und 60 ehrenamtlichen Mitarbeitern. Dazu kommen weitere drei feste Mitarbeiter und 90 Ehrenamtler im ambulanten Bereich.
Über die Jahre haben sich im Haus feste Rituale für den Abschied vom Leben entwickelt. So bekommt jeder Patient bei der Aufnahme einen gebastelten Stern, der mit seinem Namen versehen und über seine Tür gehängt wird. Ist der Patient verstorben, liegt der Stern auf dem Sarg und vor das Zimmer stellen die Mitarbeiter eine Kerze. Alle Sterne, deren Farben jährlich wechseln, kommen in Glasbehälter, die im Eingangsbereich des Hauses stehen. Über 3000 sind es inzwischen. "Jeder, der bei uns war, hinterlässt eine Spur", sagt Dorothea Becker.
Finanziert wird die Pflege zu 90 Prozent von den Krankenkassen. Die restlichen zehn Prozent muss jedes Hospiz grundsätzlich selbst aufbringen - aus Spenden. Neben den 200 000 Euro, die das Hospiz also jährlich für die laufenden Kosten braucht, sammelt es nun auch noch Geld für eine vernünftige Einbauküche.
"Unsere Küche war anfangs nur als Teeküche gedacht, aber hier wird nun doch täglich frisch gekocht. Das erfordert viel mehr Stauraum und eine professionelle Ausstattung", sagt Dorothea Becker. Und ergänzt: "Wir freuen uns über jede Unterstützung aus der Umgebung, auch im ehrenamtlichen Bereich."
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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