Überraschendes an vertrauten Orten

Traumwandlerisch wirkt das kleine Mädchen, dass Luca Abbiento zwischen zwei Säulen im Innenhof des Kinderkünstezentrums aufgenommen hat. | Foto: Sylvia Richter
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Neukölln. Der Neuköllner Fotograf Luca Abbiento realisierte im vergangenen November seine Idee eines Kunstprojektes an sieben verschiedenen Orten entlang der Karl-Marx-Straße. Jetzt sind die Ergebnisse dieser Aktion anhand von lebensgroßen Fotoinstallationen zu sehen - vor Ort und auf einem Blog.

Seit einigen Tagen schaut ein trendiger junger Neuköllner an der Fassade der Alten Post in der Karl-Marx-Straße herab auf die Passanten. In Lebensgröße hat der Fotograf Luca Abbiento das Poster des jungen Mannes im lässigen Outfit an die Hauswand gebracht. Entstanden ist es während einer von sieben Foto-Sessions, die der Fotograf im November entlang der Karl-Marx-Straße veranstaltete. "Ausgesuchte Gebäude und Höfe entlang dieser Straße wollte ich lebendiger gestalten und gleichzeitig die Passanten damit überraschen, indem sie Vertrautes mit anderen Augen sehen zu können", erklärt der 35-Jährige. Ausgehend von dieser Idee hatte der in Neukölln lebende Italiener einen Förderantrag für sein Kunstprojekt im Rahmen des Aktionärsfonds 2012 gestellt. Anfang November begann Abbiento mit seiner Arbeit. An mehreren Tagen zog er los und suchte zunächst sieben passende Orte entlang der Geschäftsmeile und einiger Nebenstraßen. An allen Orten baute er zusammen mit seinem Kollegen Ettore Melani ein Fotoatelier nach. "Wir wurden oft angesprochen, manchmal schon auf dem Weg dorthin", erzählt der Fotograf. Aus Gesprächen entwickelte sich die Bereitschaft einiger Neuköllner, Modell zu stehen für die späteren Installationen der Ausstellung "Behind the Wall".

So kommt neben der Eingangstür der chemischen Reinigung in der Passage eine Schmiedin in Arbeitskleidung samt Werkzeug in Lebensgröße hervor. An einer Wand zwischen zwei Säulen im Hof des Kinderkünstezentrums in der Ganghoferstraße 3 steht ein verträumtes Kind. Eine muslimische Mutter und ihre erwachsene Tochter treten aus den Marmorwänden in der Haupthalle der Sparkasse hervor. "Auch die Zuwanderer, die in Neukölln leben, wollte ich bewusst in mein Projekt mit einbinden", sagt der Künstler. Eines von Abbientos Objekten existiert nun nicht mehr, es wurde bereits nach wenigen Stunden von der Hauswand abgerissen. Den Fotografen schockt das nicht: "Manche Menschen begreifen nicht, dass ich diesen Kiez mit meinen Installationen interessanter machen möchte."

Die Installationen sind noch bis 28. Mai vor Ort zu sehen sowie darüber hinaus auch noch auf dem Blog behindthewallproject.wordpress.com
Slyvia Baumeister / syri
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Lokalredaktion aus Mitte

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