"Zargenbruch" schaffte es ins Halbfinale des Song Contests
Es ist egal, wie groß die Bühne ist und vor wie vielen Leuten er spielt. "Wenn das Publikum aus nur fünf Zuhörern besteht, die uns anlächeln und Spaß haben, ist alles gut", sagt Florian Sonnenfeld-Gehrmann. Er ist Gitarrist und Frontmann von "Zargenbruch", einer vierköpfigen Formation, die beim ersten Berliner Song Contest (BSC) auf Stimmenfang geht. Beim BSC treten Berliner Ortsteile wie Moabit und Britz gegeneinander an. Mit der Wahl für einen Ortsteil entscheiden sich die Teilnehmer gleichzeitig für ein soziales Projekt vor Ort, das beim Finale eine Geldspende erhält. "Zargenbruch" tritt für Hellersdorf an.
Erfinder des BSC ist Chris Rudolph (42), Autor, Moderator und Librettist. Der Vorentscheid ist gelaufen, von 50 Teilnehmern sind noch 20 im Rennen. "Die Qualität der Beiträge ist erstaunlich hoch", sagt Rudolph. Nur wenige Teilnehmer sind Profis, auch wenn einige schon Alben veröffentlicht haben.
So auch "Zargenbruch". "Salut!" und "Revolte" heißen die beiden CDs mit 28 Titeln. In eine bestimmte Schublade passen die Songs nicht. Sie klingen wie Chansons, laden mit Ethnopop zu wilden Tänzen ein, stimmen melancholisch mit Balladen.
Die vier wünschen sich eine offene und tolerante Stadt, soziale Gerechtigkeit. "Die Leute sollen nachdenken", sagt Svenja Strauß (26), Musikwissenschaftlerin und bei "Zargenbruch" die erste Geige. Da werden die Texte auch mal radikaler, es wird freie Fahrt mit der BVG gefordert, damit die beim Schwarzfahren erwischte "Oma Plaschke" sich mit Freundinnen treffen kann, statt Sozialstunden abzuleisten. Eine große Rolle spielt auch die Liebe: "Es ist schon viel zu lange her, als wir merkten, unsere Liebe ist nichts mehr wert", heißt es in "Das Leben ist eine Schlampe".
Wie entstehen Melodien und Texte? "Einer hat eine Idee, die wir dann gemeinsam weiterentwickeln", sagt Tina Sonnenfeld (28), Politikwissenschaftlerin, Meisterin der Bassukulele und verheiratet mit Florian. "Das funktioniert nur, weil wir untereinander sehr viel Vertrauen haben", so Gitarrist Martin Pete (28). Er und Florian gründeten 2003 "Zargenbruch", beide waren in der Ausbildung zum Geigenbauer. So kam der Name zustande: Die Zarge ist das Seitenteil der Geige, aus hauchdünnem Holz und sehr zerbrechlich. Tina und Svenja kamen 2009 dazu. Alle spielen mehrere Instrumente, alle singen. Einmal pro Woche wird im Neuköllner Wohnzimmer geprobt .
Sollte "Zargenbruch" ins Finale kommen oder sogar gewinnen, wäre das natürlich ein Fest. Aber darum geht es in erster Linie nicht. "Wir leben einen Traum, die Freude an der Musik ist das Wichtigste", sagt Florian. Deshalb käme ein Contest wie DSDS nicht in Frage, "wir wollen uns nicht verkaufen und nicht verbiegen lassen".
Autor:Ulrike Martin aus Neukölln |
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