Bezirksamt veröffentlicht Bericht
Altersarmut und Gesundheitsprobleme nehmen in Neukölln besonders stark zu

Der Bericht des Bezirksamtes ist besorgniserregend. | Foto: Sylvia Baumeister
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Jeder elfte Neuköllner über 65 Jahre lebt in Altersarmut. Leider wird dieser Anteil zukünftig weiter steigen. Dabei steht Neukölln berlinweit gesehen besonders schlecht da: Hier leben im Bezirksvergleich aktuell die meisten Erwerbslosen zwischen 45 und 54 Jahren, die kaum Rente ansparen können.

Auch wenn manche Erwerbslose über viel Geld verfügen, weil sie vielleicht mit einem finanzkräftigen Partner zusammenleben, schon einiges angespart oder geerbt haben, ist die hohe Arbeitslosenzahl doch ein Hinweis dafür, dass die Altersarmut in Neukölln deutlich zunehmen wird. Die Studie „Neukölln im besten Alter“ gibt nun tiefere Einblicke. Dabei handelt es sich um den aktuellen Gesundheitsbericht des Bezirksamtes, der sich in diesem Jahr ausführlich mit den Bürgern zwischen 50 und 80 Jahren befasst.

Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) stellte den Bericht kürzlich vor und warnt: Durch die steigende Altersarmut würden auf lange Sicht auch die gesundheitlichen Probleme in Neukölln zunehmen. Armut belastet das Wohlbefinden in der Regel enorm und macht auf Dauer krank, das ist schon länger bekannt. Die Lebenserwartung finanzschwacher Menschen, die oft auch einen niedrigeren Sozialstatus haben als Erwerbstätige, sei bei Männern um elf Jahre verkürzt, bei Frauen um acht Jahre, so Falko Liecke. Zum einen liege dies an einem wenig gesundheitsförderlichen Lebensstil, aber auch daran, dass diese Bevölkerungsgruppe Präventionsangebote seltener nutze, oft sozial isoliert sei und weniger am gesellschaftlichen Leben teilnehme. Alles zusammen ist über Jahre hinweg eine äußerst ungesunde Kombination.

Viele schämen sich, Grundsicherung zu beantragen

Was tun? Auch wenn Armut gesamtgesellschaftliche Ursachen habe und auf Bezirksebene nicht lösbar sei, listet der Gesundheitsbericht eine Reihe von Handlungsempfehlungen auf. Genannt werden beispielsweise mögliche präventive Hausbesuche bei älteren Menschen oder der Einsatz von Seniorengesundheitslotsen, die bei schwierigen Situationen Betroffenen zur Seite stehen und sie beraten können, welche Leistungen, Gesundheits- oder Sportangebote es gibt.

„Der beste Schutz von Altersarmut ist eine gute und gut bezahlte Arbeit im Erwerbsalter“, sagt Falko Liecke, denn Altersarmut sei nur selten umkehrbar. Gleichzeitig sei es wichtig, staatliche Unterstützung auch anzunehmen, bekräftigt der Gesundheitsstadtrat an die Betroffenen gerichtet: „Bis zu 68 Prozent aller Berechtigten würden aktuell keine Grundsicherung beantragen, obwohl sie ihnen zustehe.“ Gründe hierfür sind oft Scham und Ängste davor, den Antrag zu stellen.

Wer den Gesundheitsbericht oder andere Erhebungen zur Gesundheit der Neuköllner einsehen möchte, findet diese auf https://bwurl.de/14kh.

Autor:

Corina Niebuhr aus Kreuzberg

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