Neue Flüchtlingsunterkunft bezugsfertig
An der Kiefholzstraße sollen künftig vor allem Frauen und Kinder leben
In diesen Tagen wird die neue Flüchtlingsunterkunft an der Kiefholzstraße 71 bezogen. Das Besondere: Hier sollen besonders schutzbedürftige Menschen leben.
Die Bezirksverordneten möchten, dass ausschließlich Frauen sowie Mütter mit Kindern das Heim beziehen. Das wäre auch im Sinne von Bürgermeister Martin Hikel (SPD). Er hält es für wichtig, dass alle Neuangekommenen die Freiheiten genießen können, die für Deutsche selbstverständlich sind. Dazu gehöre es beispielsweise, dass Frauen nicht weiter mit einem Ehemann leben müssen, den sie vielleicht sogar unfreiwillig geheiratet haben. „Hier besteht die Möglichkeit, mit anderen Frauen, denen es ähnlich geht, zusammenzuwohnen“, sagt er.
Ob die „Modulare Unterkunft für Flüchtlinge“ (MUF) tatsächlich nur mit Frauen belegt wird, ist jedoch fraglich. „Nach Möglichkeit ja“, sagt Michael Gerull vom Landesamt für Flüchtlingsangelegenheiten (LAF). Aber wenn der Bedarf entstünde, hier auch andere Menschen unterzubringen, sei das Amt gesetzlich zum Handeln verpflichtet. „Überwiegend sollen es aber besonders Schutzbedürftige sein: Schwangere, Traumatisierte, alleingeflüchtete Frauen, Familien mit behinderten Angehörigen“, so LAF-Pressereferentin Monika Hebbinghaus.
Der Bau besteht aus drei direkt aneinandergrenzenden fünfgeschossigen Häusern. In jedem von ihnen stehen im Erdgeschoss vier kleine Apartments mit Küche und Bad zur Verfügung. In den übrigen Stockwerken gibt es Doppelzimmer, Gemeinschaftsküchen und -bäder sowie einen Aufenthaltsraum. „Wir haben auch einige Einzelzimmer für traumatisierte Personen, die es nicht aushalten, mit jemand anderem in einem Raum zu sein“, erklärt Hebbinghaus. Insgesamt ist in der MUF Platz für 215 Personen.
Normalerweise seien die Standardflüchtlingsunterkünfte, die das Land Berlin baut, doppelt so groß und u-förmig. „Das ist die einzige halbe MUF Berlins, und auch der Kinderspielplatz ist nur halb so groß wie üblich“, so Hebbinghaus weiter. Der Grund liege in der geringen Größe des Grundstücks. Hier hatte es im Vorfeld Diskussionen gegeben, denn das landeseigene Areal wurde zuvor von den rund zwei Dutzend Bewohnerinnen und Bewohnern der Wagenburg „Kanal“ genutzt. Die sahen ihr Projekt durch die Flüchtlingsunterkunft gefährdet. Nach Verhandlungen stimmten sie zu, sich zu verkleinern.
Ein Problem gibt es dennoch. Die MUF ist relativ schlecht an die öffentlichen Verkehrsmittel angebunden. Der Weg zu den Bussen an der Elsenstraße ist einen Kilometer weit, die Riesenbaustelle der Stadtautobahn macht die Strecke nicht einfacher. „Wir sind in Kontakt mit der BVG, eine Buslinie wäre wichtig“, so Hebbinghaus.
Betreiber der Einrichtung ist der Landesbetrieb für Gebäudebewirtschaftung. Dazu gehört auch ein Sozialdienst, der die Geflüchteten in allen Fragen berät und sie auf ihrem Weg zum Asyl und zur Integration begleiten will. Ehrenamtliche Helfer sind jederzeit willkommen.
Wer Kontakt aufnehmen möchte: Die Leiterin ist unter jeanette.jacobi@bim-berlin.de zu erreichen.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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