Senatorin Dilek Kalayci: "Wir können AIDS beenden"
Checkpoint am Hermannplatz eröffnet / Beratung und Behandlung bei unter einem Dach

Der Checkpoint liegt direkt am Hermannplatz. | Foto: Schilp
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Unkompliziert, offen und szenenah soll es beim Checkpoint BLN zugehen, einem neuen Ort für sexuelle Gesundheit. Am 27. Januar wurden die Räume im dritten Stock des Hauses Hermannstraße 256 (Ecke Karl-Marx-Straße) offiziell eröffnet.

Die Zielgruppen sind vor allem schwule und bisexuelle Männer sowie trans- oder intersexuelle Menschen. Zu dem Projekt zusammengetan haben sich die Berliner Aids-Hilfe, die Schwulenberatung, das Auguste-Viktoria-Klinikum und der Verein dagnä, eine Gemeinschaft von Ärzten, die sich um HIV-Infizierte kümmern. Die Senatsgesundheitsverwaltung fördert die Einrichtung. Gegründet wurde Checkpoint im April 2019. Nun sind alle Räume fertig saniert und es kann richtig losgehen. Die Mitarbeiter beraten anonym und vorurteilsfrei zur sexuellen Gesundheit, zu Drogenkonsum oder queeren Themen.

Wer befürchtet, sich infiziert zu haben, kann hier einen Test auf HIV, Syphilis, Chlamydien, Tripper oder Hepatitis C machen. Wer nicht genug Geld hat, ihn zu bezahlen – fällig werden bis zu 25 Euro – bekommt ihn umsonst. Fällt das Ergebnis positiv aus, kann gleich vor Ort mit der medizinischen Behandlung begonnen werden. Wer sich gegen Hepatitis A oder B impfen lassen will, kann das ebenfalls erledigen. Angeboten wird auch die PrEP- und PEP-Vergabe mit den dazugehörigen Untersuchungen und Beratungen. Zur Erklärung: PrEP steht für „Prä-Expositionsprophylaxe“. Konkret bedeutet dass, täglich oder auch nur für kurze Zeit Tabletten zu schlucken, die vor einer Ansteckung mit HIV schützen. Hat bereits ungeschützter Sex stattgefunden, kann eine Infektion meistens noch mit einer PEP (Post-Expositionsprophylaxe) verhindert werden. Der Betroffene muss aber möglichst schnell mit der Einnahme der Pillen beginnen.

Fünf Millionen für die Bekämpfung sexuell übertragbarer Krankheiten

Die Kombination aus psychosozialer Beratung und medizinischer Versorgung im Checkpoint gilt bundesweit als modellhaft. Damit möglichst viele Menschen das Angebot wahrnehmen, spielt auch die Umgebung eine Rolle. „Wir haben bei der Raumgestaltung darauf geachtet, eine nicht-medizinische, offene und freundliche Atmosphäre zu kreieren“, so Marcel de Groot, Geschäftsführer der Berliner Schwulenberatung.

Zur Eröffnung des Checkpoints an der Hermannstraße 256, dem neuen Zentrum für sexuelle Gesundheit, kam auch Senatorin Dilek Kalayci (SPD). Sie betonte vor allem die Bedeutung der Einrichtung für die Vorbeugung und Früherkennung von HIV-Infektionen. „Wir wollen Menschen Mut machen, sich testen zu lassen“, sagte sie. Denn fest steht: Eine späte Diagnose erhöht das Risiko, an Aids zu sterben. Deshalb gebe Berlin in diesem Jahr fünf Millionen Euro für die Bekämpfung von HIV/Aids und anderen sexuell übertragbaren Krankheiten aus, so die Gesundheitssenatorin.

Aufgeklärt und in Behandlung

Bereits 2016 ist die Hauptstadt der Fast-Track-Cities-Initiative beigetreten. Ziel des Netzwerks: Bis zum Jahr 2030 soll die Aids-Epidemie in den jeweiligen Städten beendet sein. Das wird mit der Formel 95-95-95-0 zum Ausdruck gebracht. Gemeint ist damit, dass 95 Prozent der Betroffenen von ihrer Infektion wissen und davon 95 Prozent in Behandlung sein werden. Davon wiederum werden 95 Prozent das vollständige Zurückdrängen des Virus erreichen und es nicht mehr weitergeben. Das Zwischenziel für 2020 (90-90-90) hätten Berlin und Brandenburg mit 89-93-95 praktisch erreicht, informierte Kalayci.Mitentscheidend für einen Erfolg sei, dass betroffene Menschen nicht ausgegrenzt würden. „Wir werden in Berlin eine Kampagne gegen die Diskriminierung HIV-infizierter Menschen starten“, stellt die Senatorin in Aussicht. „Wir wollen, können und werden Aids bis 2030 beenden.“

Der Checkpoint hat werktags von 15 bis 20 Uhr geöffnet, erreichbar ist er unter 40 36 46 10. Infos und Terminvereinbarungen unter www.checkpoint-bln.de.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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