Christian Hörr bildet Jugendliche zu Peer Helpern aus
Nassim Safwan ist für die Kinder und Jugendlichen im Nachbarschaftsheim Neukölln in der Schierker Straße ist so etwas wie ein großer Bruder. Dementsprechend wird der 18-Jährige dort begrüßt. Er unterhält sich mit den Kindern, gibt Tipps, weist sie auch mal zurecht, wenn sie über die Stränge schlagen. Die Anerkennung verdankt der junge Mann, der derzeit sein Fachabitur macht, vor allem seinem Status als Peer Helper.
Peer (eigentlich: peer group) ist ein amerikanischer Begriff aus der Soziologie und bedeutet "Gruppe von Ähnlich-Altrigen" oder "Gruppe von Gleichgestellten". Nassim soll und will den Kindern und Jugendlichen also auf Augenhöhe begegnen. Im Nachbarschaftsheim und im Jugendtreff JoJu 23 in der Jonasstraße veranstaltet er seit drei Jahren regelmäßig Workshops für Kids aus dem Kiez, darunter DJ-Workshops und Computerkurse. "Die Kinder geben mir ein positives Feedback. Das macht mich stolz", sagt Nassim Safwan, der mittlerweile zum Leiter der insgesamt 14 Peers geworden ist.
Stolz ist auch Christian Hörr auf seine Truppe. Der 36-jährige Sozialpädagoge entwickelte mit dem Nachbarschaftsheim-Geschäftsführer Bernhard Heeb vor drei Jahren das Projekt. Ausgangspunkt waren seine Beobachtungen auf den Sport- und Spielplätzen: "Größere Kinder vertrieben die kleineren, es gab überhaupt kein Miteinander", erinnert sich Christian Hörr. "Wir fragten uns, was wir unternehmen können, damit die Jugendlichen ihre Rolle anders wahrnehmen". Der Sozialpädagoge bildet seitdem Jugendliche ab 14 Jahren zu Peer Helpern aus. In dreitägigen Workshops entdecken sie ihre Stärken, erarbeiten Konzepte für eigene Workshops und üben Konfliktschlichtung. Mindestens einmal wöchentlich bieten sie einen Kurs in einer Freizeiteinrichtung an. Darunter sind Bastelworkshops, Sportangebote, Nachhilfe, Koch-AGs und vieles mehr.
Seine Schützlinge kümmern sich um bis zu 80 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 14 Jahren. Um einen regelmäßigen Austausch unter den Peer Helpern und ein gutes Miteinander der Gruppe zu gewährleisten, treffen sie sich wöchentlich und machen viele Ausflüge.
Während Christian Hörr anfangs noch Jugendliche fragen musste, ob sie diese Aufgabe übernehmen wollen, sprechen sie ihn heute oft selbst an. "Die Peer Helper sind hoch angesehen, sie sind Ansprechpartner und Vorbilder im Kiez", weiß Christian Hörr. Der Erfolg lässt sich auch an einem deutlichen Rückgang der Jugend- und Bandenkriminalität im Körnerkiez ablesen.
Das Projekt haben mittlerweile auch andere Einrichtungen in Nord-Neukölln übernommen und 2014 waren die Peer Helper eines von zehn Siegerprojekten des bundesweiten Wettbewerbs "Jugend hilft" der Stiftung "Children for a better World Foundation".
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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