"Kein Zuhause, das ist das Schlimmste"
Deutschlands First Lady Elke Büdenbender informiert sich über neues Obdachlosenprojekt

Elke Büdenbender mit sechs Vertretern von Kirche und Bezirksamt. Von links nach rechts: Bodo Manegold, Aufsichtsratsvorsitzender des Diakoniewerkes Simeon, Armutsbeauftragter Thomas de Vachroi, Christian Nottmeier, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Neukölln, Andreas Kroneder und Oliver Unglaube vom Diakoniewerk Simeon sowie der Neuköllner Sozialstadtrat Falko Liecke. | Foto:  Schilp
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  • Elke Büdenbender mit sechs Vertretern von Kirche und Bezirksamt. Von links nach rechts: Bodo Manegold, Aufsichtsratsvorsitzender des Diakoniewerkes Simeon, Armutsbeauftragter Thomas de Vachroi, Christian Nottmeier, Superintendent des evangelischen Kirchenkreises Neukölln, Andreas Kroneder und Oliver Unglaube vom Diakoniewerk Simeon sowie der Neuköllner Sozialstadtrat Falko Liecke.
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Hoher Besuch: Elke Büdenbender, Ehefrau von Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, kam am 11. November in die Tee- und Wärmestube der Diakonie, Weisestraße 34. Sie war neugierig auf ein berlinweit einzigartiges Vorhaben. Gleich um die Ecke soll nämlich für Wohnungslose nicht nur eine größere Anlaufstelle gebaut werden, sondern auch 16 Mini-Apartments.

Zu verdanken ist der Besuch Thomas de Vachroi, dem Armutsbeauftragten des Diakoniewerks Simeon und des evangelischen Kirchenkreises Neukölln. Im vergangenen Jahr lernte er die First Lady beim 100. Geburtstag der Holocaust-Überlebendenden und Zeitzeugin Margot Friedländer kennen. De Vachroi ging schon länger mit der Idee einer „Tee- und Wärmestube Plus“ schwanger und lud Elke Büdenbender – für den Fall, dass es klappen sollte – kurzerhand ein.

So soll es aussehen: unten viel Platz für die neue Tee- und Wärmestube, darüber MIni-Apartments für 16 Menschen. | Foto: Tee- und Wärmestube
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Es wird klappen. Nur 200 Meter von der heutigen Einrichtung entfernt, an der Ecke Allerstraße und Schillerpromenade, besitzt die Kirche ein Grundstück. Dort, wo die evangelische Schule und Kita ihren Sitz haben, gibt es noch Platz für einen Neubau. Der tut bitter not. Denn die jetzige Wärmestube platzt aus allen Nähten. Rund 200 Personen pro Woche werden mit Kleidung, Essen und dem Nötigsten versorgt und von Sozialarbeitern beraten. Für viele ist die Wärmestube aber mehr: ein wichtiger Treffpunkt und Rückzugsort. Der Andrang wächst, bereits einige Male musste wegen Überfüllung geschlossen werden. Zudem drängt die Zeit. Der Mietvertrag läuft 2025 aus.

Deshalb soll nächstes Jahr an der Allersraße mit den Bauarbeiten begonnen werden. Im Keller finden Kleiderkammer, Waschküche und Sanitäreinrichtungen Platz. Herzstück wird das Erdgeschoss mit Beratungs- und Aufenthaltsräumen und einer offenen Küche sein. Darüber sind 16 Einzelapartments mit Küchenzeile und Nasszelle für obdachlose Menschen geplant, mindestens die Hälfte für Frauen. „Jeder bekommt einen regulären Mietvertrag und kann die Tür hinter sich abschließen“, so de Vachroi. Das mittelfristige Ziel sei es zwar, für die Menschen eine Wohnung auf dem regulären Markt zu finden. „Rausgeworfen wird aber niemand, auch wenn er oder sie zwei Jahre hier lebt.“

Zeichen gegen Verdrängung

Rund fünf Millionen Euro soll das neue Haus kosten, finanziert vom Kirchenkreis, der aber ohne Fördermittel nicht auskommen wird. „Es bleibt ein gewisses Wagnis“, sagt Oliver Unglaube, Geschäftsführer beim Diakoniewerk Simeon. Die jährlichen Kosten für den Betrieb beziffert er auf etwa eine halbe Million Euro, für die der Kirchenkreis, das Diakoniewerk und der Bezirk gemeinsam aufkommen wollen. Es sei ein großes Glück, dass die Kirche das Grundstück an der Allerstraße habe, so Christian Nottmeier, Superintendent des Kirchenkreises. „Denn die Tee- und Wärmestube gehört hierher, mitten in den Kiez. Wir wollen damit auch ein Zeichen gegen Verdrängung setzen.“ Nicht zuletzt erhofft er sich von dem Projekt einen Nachahmungseffekt.

Elke Büdenbender nahm Info-Material über den Neubau mit. | Foto: Ev. Kirchenkreis Neukölln
  • Elke Büdenbender nahm Info-Material über den Neubau mit.
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Elke Büdenbender zeigte sich beeindruckt. „Kein Zuhause zu haben, ist das Schlimmste, was einem Menschen passieren kann“, sagte sie. „In diesen düsteren Zeiten ist es wichtig, dass Menschen sich auf den Weg machen, um anderen Menschen zu helfen. Ein tolles Projekt, das mir Mut macht.“ Überdies halte sie es für wichtig, schon bei Kindern Verständnis für Obdachlose und deren Lebensläufe zu wecken. So gebe es Menschen, die nie eine Chance bekommen haben, und spricht dabei auch aus ihrer Erfahrung als Richterin. Ihren Mann berühre das Thema ebenfalls: „Er hat über das Thema Obdachlosigkeit promoviert.“ Zum Abschluss gab die Ehefrau des Bundespräsidenten das Versprechen wiederzukommen, wenn das Gebäude eröffnet wird.

Übrigens gibt es auch noch etwas Neues in der alten Tee- und Wärmestube zu vermelden. Neben den üblichen Öffnungszeiten (sonntags, montags, mittwochs von 15 bis 19 Uhr, donnerstags von 9 bis 14 Uhr) gibt es jetzt auch einen Termin, der ausschließlich für Frauen reserviert ist. Sie sind zusätzlich dienstags von 11 bis 17 Uhr willkommen.

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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