Drogenmobile sollen verschwinden
Drogenkonsum im Anita-Berber-Park

Malte Dau ist Straßensozialarbeiter bei "Fixpunkt" und läuft die Neuköllner Drogen-Hotspots ab. | Foto: Schilp
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Der Anita-Berber-Park an der Hermannstraße 79 hat sich zu einem Treffpunkt für Fixer entwickelt. Einer der Gründe: Niemand fühlt sich für die Pflege der Grünanlage verantwortlich.

Fotos aus den vergangenen Monaten beweisen es: Direkt hinter der Mauer an der Hermannstraße, nahe des Parkeingangs, liegen Spritzen, Folien, Medikamentenverpackungen, Matratzen, Flaschen, Essenreste. Momentan ist davon nicht mehr viel zu sehen, denn das Bezirksamt hat das wuchernde Grün, das den Drogenkonsumenten Schutz bot, im Spätsommer zurückgeschnitten.

Doch das ist eigentlich nicht die Aufgabe des Bezirks und er kann sich diese teure Pflege auch nicht regelmäßig leisten. Eigentümer der Grünfläche ist der Bund, der sie dem Bezirk im vergangenen Jahr als Ausgleich für den Bau der Stadtautobahn zur Verfügung gestellt hat. Der Regierende Bürgermeister Michael Müller (SPD) sagte bei seinem Besuch im Bezirk zu, mit den Zuständigen über eine Übernahme der Anlage zu sprechen. Dann könne auch mit der BSR darüber verhandelt werden, ob sie die Reinigung in Zukunft übernimmt.

Nicht der einzige Hot Spot

Doch der Anita-Berber-Park ist nicht der einzige Drogen-Hot-Spot im Bezirk. Rund um den S-Bahnhof Hermannstraße und entlang der U-Bahnlinie 8 wird besonders viel gedealt und konsumiert. Gemeinsam mit dem Landeskriminalamt werde gerade ein Konzept erarbeitet, um einen einen Überblick über die Lage in ganz Berlin zu gewinnen, so Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU).

Mit den Drogenmobilen habe der Bezirk gute Erfahrungen gemacht. Sie stehen regelmäßig an der Ecke Karl-Marx- und Kirchhofstraße. Mitarbeiter des Vereins „Fixpunkt“ beraten dort Abhängige und bieten ihnen die Möglichkeit, sich unter hygienischen Bedingungen einen Schuss zu setzen. Finanziert wird das Angebot vom Senat. Demnächst soll auch ein fester Raum für den Drogenkonsum an der Karl-Marx-Straße 202 eröffnet werden, was bei Liecke nicht auf Begeisterung stößt.

Noch weniger gefällt ihm aber die neuste Nachricht, dass im Gegenzug die Drogenmobile aus Neukölln verschwinden und nach Schöneberg-Tempelhof verlagert werden sollen. Michael Müller zeigte Verständnis: „Das soll nur für eine Übergangszeit so sein, auf lange Sicht brauchen wir mehr Mobile, auch nach Neukölln sollen sie zurückkommen.“

Schwieriges Arbeitsfeld

Aus eigener Tasche finanziert der Bezirk den Straßensozialarbeiter Malte Dau von „Fixpunkt“, der mehrmals in der Woche die Hot Spots abläuft, Drogensüchtige berät und sie über Hilfsangebote informiert. Mit dabei hat er immer einen Sprachmittler, nicht wenige der Konsumenten stammen aus osteuropäischen Ländern. Es sei schwierig, ihr Vertrauen zu gewinnen und ihnen klarzumachen, dass er sie nicht der Polizei melde, erzählt er. Und ja, sein unkonventionelles Aussehen helfe bei dieser Aufgabe – auch wenn besser noch mehr Personen mit ihm im Einsatz wären.

Auch wenn Dau sich ausdrücklich nicht vorrangig als „Spritzensammler“ sieht, entsorgt er viele Nadeln. Im vergangenen Jahr waren es über 2000: über die Hälfte aller im öffentlichen Raum gefundenen. Noch aussagekräftiger ist die Zahl der Spritzen, die aus dem Automaten an der Hermannstraße gezogen wurden: 2017 waren es knapp über 30 000, im Vergleich zum Vorjahr ein Plus von immerhin fast 20 Prozent.

Malte Dau ist Straßensozialarbeiter bei "Fixpunkt" und läuft die Neuköllner Drogen-Hotspots ab. | Foto: Schilp
Gesundheitsstadtrat Falko Liecke zeigt auf einer Karte, wo die meisten Spritzen gefunden werden. | Foto: Schilp
Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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