"Die neuen Regeln sind nötig"
Feier lässt Infektionszahlen steigen / Gesundheitsamt ändert Vorschriften
Die Corona-Zahlen steigen und Neukölln ist der Hotspot Berlins. Innerhalb einer Woche wurden 430 neue Fälle gezählt (Stand 10. Oktober). Insgesamt gibt es derzeit rund 2500 Menschen im Bezirk, die positiv getestet wurden und als noch nicht genesen gelten.
Die Sieben-Tage-Inzidenz liegt damit in Neukölln bei 130. Der Wert gibt an, wie viele von 100 000 Menschen sich innerhalb dieses Zeitraums infiziert haben. Mitte ist mit knapp 100 am zweitstärksten betroffen, positives Schlusslicht ist Lichtenberg mit 22. Der kritische Wert liegt bei 50.
Inzwischen gilt ganz Berlin als Risikogebiet, der Senat hat die Regeln verschärft. Gaststätten müssen um 23 Uhr schließen, danach ist der Alkoholverkauf auch in Spätis und Tankstellen tabu. Nur noch maximal fünf Personen dürfen sich gemeinsam draußen aufhalten. Privatfeiern sind auf zehn Menschen aus maximal zwei Haushalten zu begrenzen.
„Die neuen Regeln sind notwendig, weil sie zielgenau wirken. Eine Hochzeit mit über 250 Gästen war für viele Fälle in Neukölln verantwortlich. So was geht nicht in Corona-Zeiten", sagt Bürgermeister Martin Hikel (SPD). Illegale Partys in Parks gebe es jedoch erfreulicherweise kaum noch, die Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt hätten gefruchtet. Auch die Gastronomen hielten sich mehr und mehr an die Vorgaben. Damit ihnen die Umsätze nicht ganz so dramatisch wegbrechen, hat der Bezirk ihnen nun erlaubt, Heizpilze aufzustellen.
Kontaktpersonen schnell informieren
Um das Gesundheitsamt zu entlasten, wurde in Neukölln am 8. Oktober außerdem eine neue „Allgemeinverfügung“ in Kraft gesetzt. Bisher war das Amt verpflichtet, jeden Einzelnen, der sich in Quarantäne zu begeben hatte, persönlich zu informieren. Jetzt dürfen das „qualifizierte Dritte“ wie Schulleiter oder Arbeitgeber übernehmen, teilt Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) mit. So sei es möglich, große Gruppen von Kontakt- oder Verdachtspersonen gleichzeitig und unkomplizierter in die sichere häusliche Isolation zu schicken.
Dass die Corona-Situation angespannt ist, spüren nicht nur Gastwirte, sondern auch andere Gewerbetreibende. So wie Mehmet K., der in einem Handyladen an der Karl-Marx-Straße arbeitet. „Normalerweise haben wir Kunden aus der ganzen Stadt. Seit die Infektionszahlen so stark steigen, hat sich das geändert. Die Leute haben Angst, nach Neukölln zu kommen“, erzählt er.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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