Für einen motivierten Kämpfer wird ein Traum wahr
Neukölln. Im Mai gewann der talentierte Rollstuhlfechter Holger Kratzat auf Anhieb die Deutsche Meisterschaft im Florett, im Degenfechten holte er Bronze. Für die Teilnahme an weiteren internationalen Wettbewerben mangelte es an Geld, bis Sozialstadtrat Bernd Szczepanski einen Artikel über ihn in der Berliner Woche las.
Seinen Hund Bam Bam ließ Holger Kratzat dieses Mal zu Hause, als er den Sozialstadtrat Bernd Szczepanski (Bündnis 90/Die Grüne) in seinem Amtszimmer im Neuköllner Rathaus besuchte. Dafür brachte er etwas mit, über das er sich über alle Maßen freute: seinen nagelneuen Fechtrollstuhl. Beinahe neu, denn der auf die Maße des Fechters eigens zugeschnittene Rollstuhl kam bereits im Oktober beim World Cup in Paris zum Einsatz.
Möglich wurde dies durch die Unterstützung des Sozialstadtrats, der mit bezirklichen Mitteln aus der Stiftung Deutsche Klassenlotterie diesen Rollstuhl für 6700 Euro finanzierte. Bernd Szczepanski hatte im Juli in der Berliner Woche einen Beitrag gelesen, in dem der Sportfechter sein Problem schilderte.
Einen für internationale Wettkämpfe vorgeschriebenen Fechtrollstuhl konnte sich der Sozialhilfeempfänger, der seit 30 Jahren nach einem Unfall an den Rollstuhl gebunden ist, aufgrund mangelnder finanzieller Mittel nicht leisten. Eine Teilnahme an solchen Wettkämpfen schien somit unmöglich, obgleich ihn der Nationaltrainer in die Deutsche Nationalmannschaft berufen hat. „Ich dachte mir, hier ist jemand, der sich ein eigenes Gebiet erschlossen hat, der die Fähigkeit hat, über sich hinaus zu wachsen. Es wäre schade gewesen, wenn es am Geld gescheitert wäre“, meint Szczepanski. Trotz der Bereitstellung der Mittel sei es problematisch gewesen, den geeigneten Fechtrollstuhl rechtzeitig vor dem Wettkampf in Paris zu bekommen. „Wir mussten viel herumtelefonieren“, erzählt der Stadtrat.
Dank des Rollstuhls und der Förderung eines weiteren Sponsors, der die Reisekosten und Teile der Ausrüstung finanzierte, gelang Holger Kratzat durch seine Teilnahme in Paris eine Verbesserung im World Cup Ranking um drei Plätze. Damit kommt er seinem Traum, der Teilnahme an den Paralympics in Hongkong 2020, ein Stück näher. Bis dahin ist es aber noch ein weiter Weg für den Fechter, der mehrmals wöchentlich beim Olympischen Sportclub Berlin (OSC) trainiert.
Holger Kratzat bedankte sich bei seinem Besuch: „Ich hätte zuvor nie geglaubt, dass ich zwei Sponsoren finde, die mir helfen, meine Ziele realisieren zu können.“ Nach wie vor steht er aber vor dem Problem, die Reisekosten für Wettkämpfe im Ausland nicht selbst tragen zu können und hat deshalb noch einen Wunsch fürs neue Jahr: „Vielleicht findet sich ja noch ein weiterer Mensch, der mich fördern möchte.“ SB
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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