Ein Zeichen gegen Gewalt
Gewerbetreibende auf der Sonnenallee bieten bedrohten Menschen Zuflucht
Rund um die Sonnenallee haben Angriffe, Beschimpfungen und Beleidigungen von Passanten in letzter Zeit massiv zugenommen. Deshalb haben Menschen, die dagegen etwas tun wollen, die Kampagne „Sicherheit – Geborgenheit – Neukölln“ ins Leben gerufen.
Als sichtbares Zeichen dafür, dass sie in ihren Läden bedrohten Menschen Zuflucht bieten, kleben Gewerbetreibende einen Sticker auf ihre Schaufenster. Darauf sind drei Personen unter einem schützenden Dach zu sehen: links und rechts Frauen – eine mit, eine ohne Schleier – , in der Mitte ein Mensch in Regenbogenfarben. „Denn die Angriffe richten sich vor allem gegen Frauen und queere Menschen“, so Anja Kofbinger (Grüne), die gemeinsam mit ihrer Kollegin Susanna Kahlefeld für Nord-Neukölln im Abgeordnetenhaus sitzt.
Die Aktion sei aber keine Parteienangelegenheit, betont sie. Tatsächlich haben ganz unterschiedliche Akteure zusammengefunden. Kofbinger ließ ein brutaler Überfall auf einen jungen schwulen Syrer keine Ruhe und sie suchte das Gespräch mit dem Verein Neuköllner Begegnungsstätte der Dar as-Salam Moschee (NBS). Dort setzten sich die Mitarbeiter bereits mit dem Gewaltthema auseinander. Auch weil gerade eine Studie erschienen war, die besagte, dass sich viele Menschen auf der Sonnenallee unsicher fühlen. Schnell waren auch eine Selbstorganisation arabischer Gewerbetreibender und Vertreter des Bezirksamts im Boot.
Die Gemeinschaft stärken
So wurde die Idee zu der Aktion „Sicherheit – Geborgenheit“ geboren. „Wir gehen von Geschäft zu Geschäft, reden mit Passanten, klären auf und bringen die Menschen miteinander ins Gespräch“, sagt Shadi Mousa, zweiter NBS-Vorsitzender. Außerdem werden Flyer verteilt, die erklären, was jeder tun kann: den Opern helfen, ohne sich selbst in Gefahr zu bringen, die Polizei rufen, sich Merkmale der Täter merken, als Zeuge aussagen. „Niemand soll den Helden spielen, aber auch nicht wegsehen. Wichtig ist, dass die Gewerbetreibenden signalisieren, dass sie Gewalt und Übergriffe nicht akzeptieren“, so Susanna Kahlefeld.
„Der Aufkleber ist nur ein Anfang, jetzt reden wir darüber, wie es weitergehen kann“, erklärt der Neuköllner Integrationsbeauftragte Jens Rockstedt. Die Zusammenarbeit mit dem Moscheeverein und den Geschäftsleuten sei auf jeden Fall ein wichtiger Schritt in Richtung Gemeinschaftsgefühl.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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