"Das ist ein ganz großartiges Geschenk"
Gloria Ehrenberger begleitet Kinder von schwer kranken Müttern oder Vätern
Ist ein Elternteil todkrank, bedeutet das eine enorme Belastung und Anspannung für die ganze Familie. Umso wichtiger ist es, den Kindern eine möglichst sorgenfreie Zeit zu bereiten, sei es auch nur für ein paar Stunden. Gloria Ehrenberger geht in diesem Ehrenamt auf.
Die 27-Jährige arbeitet seit einem Jahr beim Malteser Kinderhospiz- und Familienbegleitdienst. Ihr erster Einsatz begann dramatisch. Kaum hatte sie das erste Kennenlerngespräch mit der Mutter des siebenjährigen Mädchens geführt, um das sie sich fortan kümmern würde, starb der kranke Vater plötzlich.
Zehn Monate lang besuchte Gloria Ehrenberger die kleine Tochter, einmal in der Woche für zwei, drei Stunden. „Ich zeige dem Kind: Ich bin ausschließlich für dich da, und wir machen nur das, was du willst. Spielen, lesen, toben, egal was.“ Ob außerdem über Krankheit, Tod und Verlust eines geliebten Menschen gesprochen wird, entscheidet ebenfalls allein das Kind.
Ein Weilchen habe es gedauert, ihren Platz in der Familie zu finden und dort für ein wenig mehr Stabilität, Entlastung und normalen Alltag zu sorgen. Doch sie sei gut „hineingerutscht“, lernte auch Oma und Onkel kennen. „Es ist großartig zu sehen, was man geben kann und von der Familie an Dankbarkeit und Wertschätzung zurückbekommt. Die Kinder sind die Ehrlichsten, sie zeigen alles, das ist ein ganz großes Geschenk“, sagt Ehrenberger.
Zeit des Abschieds
Zu ihrer Aufgabe gehöre es auch klarzumachen, dass sie irgendwann wieder geht. Wann der richtige Zeitpunkt dafür gekommen ist, werde gemeinsam mit der Familie entschieden. „Ihrer“ Siebenjährigen habe sie erklärt, dass andere Kinder sie nun brauchen. Das Mädchen reagierte für sein Alter sehr verständnisvoll. Auch wenn der Abschied beiden nicht leichtfiel. Immerhin: Die Einladung zum nächsten Geburtstagsfest der Kleinen steht – und die gilt auch für Zwergdackel Rudi, Glorias ständigen Begleiter.
Dieser Tage beginnt Ehrenbergers zweite Begleitung. Dieses Mal geht es um einen sechsjährigen Jungen, dessen Mutter schwer erkrankt ist. Die meisten Kinder, um die sich die Malteser-Freiwilligen des Projekts kümmern, seien zwischen fünf und zehn Jahre alt, erzählt Ehrenberger. Aber auch Jugendliche können das Angebot nutzen. Sowohl für die Kleinen als auch für die Größeren sei es gut, wenn die Begleiterinnen und Begleiter noch recht jung seien. „Wir können rumrennen, aktiver sein, und eine 16-Jährige quatscht vielleicht auch eher mit jemanden, der erst Mitte 20 ist“, sagt Ehrenberger.
Viel gelernt
Sie möchte ihr Ehrenamt auf keinen Fall missen, es verschaffe ihr das gute Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Von ihren Familienbesuchen komme sie immer entspannt nach Hause. Auch vom Vorbereitungskurs im vergangenen Jahr habe sie sehr profitiert. „Viele denken, es gehe nur um Tod und Abschied. Aber ich habe auch viel über Kommunikationsstrategie, Fragetechnik und vor allem über meine eigene Haltung im Leben gelernt.“ Sie achte jetzt noch mehr auf die wirklich wichtigen Dinge und darauf, das zu tun, was Freude macht, egal wie viel Stress sie in ihrem Job als Krisenmanagerin bei einem großen Medienunternehmen habe. Und das möchte sie auch anderen vermitteln.
Bei den Maltesern fühlt sie sich bestens aufgehoben, auch dank der lückenlosen Betreuung. „Meine Koordinatorin ist immer für mich da, ich kann sie wegen jeder Kleinigkeit anrufen oder treffen. Wenn ich möchte, kommt sie auch mit zur Familie.“ Einmal im Monat gibt es zudem ein Treffen mit einer Supervisorin und den anderen 10 bis 15 Ehrenamtlichen des Projekts. „Es hilft immens, miteinander zu sprechen. Wir sind sehr verbunden, es sind auch Freundschaften entstanden“, sagt Gloria Ehrenberger.
Wer sich für diese Aufgabe interessiert: Mitte September beginnt ein neuer fünftägiger Vorbereitungskurs. Nähere Auskünfte dazu erteilt die Koordinatorin Antje Rüger-Hochheim unter Tel. 656 61 78 27 oder per E-Mail an antje.rueger@malteser.org. Weitere Informationen gibt es im Internet auch unter malteser-berlin.de/junges-ehrenamt.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.