Gut für die Psyche: Neuköllerin lud Flüchtlingsfrauen zum Nähkurs ein
Neukölln. Kleine Projekte vermögen viel, davon ist Annette Heppel nach dem Kurs überzeugt. An zwölf Tagen haben sich geflüchtete Frauen und Berlinerinnen im „Kreativcafé Al-Huleh“ in der Weisestraße 23 getroffen, sich kennengelernt und gemeinsam genäht.
„Mein Gedanke war: Kreatives Arbeiten ist gut für die Psyche und Farbe hebt die Stimmung“, erklärt Annette Heppel. Die Neuköllnerin näht selbst seit Kindesbeinen an, entwirft Mode und Accessoires. Warum also nicht einen Kurs für geflüchtete Frauen anbieten? Bei Samira Tanana, der stellvertretenden Vorsitzenden des Wohltätigkeitsvereins Al-Huleh, stieß sie auf offene Ohren. Sie stellte sogleich Räume zur Verfügung. Die Senatssozialverwaltung sagte rund 10 000 Euro aus dem Topf „Masterplan Integration und Sicherheit“ zu.
Fünf Arbeitsplätze mit Nähmaschinen wurden eingerichtet, und Anfang November konnte es losgehen. Rund ein Dutzend Frauen trafen sich an zwölf Tagen. Bevor sie zur Tat schritten, wurde erst einmal gefrühstückt. Eine Honorarkraft vom Verein dolmetschte. „Aber es wurde auch viel Deutsch und über alle möglichen Themen – von Politik bis zu den unterschiedlichen Frauenbildern – gesprochen“, sagt Heppel.
Eigentlich sollten nur einfache Taschen genäht werden, weil das auch für Anfängerinnen zu machen ist. Doch die Frauen sprudelten vor Ideen. „Sie waren so begeistert. Eine Teilnehmerin hat gleich eine kleine Kollektion entwickelt“, so die Kursleiterin. Eine andere fertigte einen tiefroten Sack für den Weihnachtsmann, die nächste brachte Hosen zum Kürzen mit.
Weil es Textilspenden gab und Nachhaltigkeit eine wichtige Rolle spielen sollte, zeigte Annette Heppel auch, wie ein altes Kinderkleidchen oder ein Kopfkissen Teile eines farbenprächtigen Kilts werden können. Ein Ausflug stand ebenfalls auf dem Programm: Passend zum Thema ging es zum Neuköllner Stoffmarkt am Maybachufer.
Annette Heppel ist von der Reaktion auf den Kurs begeistert: „Strahlende Augen, die Frauen kamen sehr gerne, eine sogar extra aus Spandau.“ Sie wünscht sich eine Fortsetzung des Projekts im Kiez und wird sich dafür einsetzen. „Am schönsten wäre es natürlich, wir hätten eigene Räume“, sagt sie. sus
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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