Kinderschutzteam zieht nach einem Jahr erste Bilanz seiner Arbeit
Der Fall der kleinen Lea sorgte 2012 für Schlagzeilen. Der junge Vater hatte seine acht Monate alte Tochter zu Tode geschüttelt. Kritik wird in solchen Fällen oft nicht nur gegen die Täter, sondern auch gegen die zuständigen Mitarbeiter des Jugendamtes laut. Diese sind aber häufig überlastet.
"Unsere Mitarbeiter im Amt mussten oft alles auf ihrem Schreibtisch stehen und liegen lassen und Termine absagen, wenn ein Notfall war. Häufig standen sie sehr unter Druck", sagt Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU). Ein mobiles Kinderschutzteam, vor knapp einem Jahr eingerichtet, nimmt den Sachbearbeitern nun diesen Druck und ermöglicht schnelles Handeln. Insgesamt acht Mitarbeiter, allesamt sehr erfahren als Sozialarbeiter und -pädagogen, kümmern sich um jeden neuen Fall, bei dem eine sofortige Inobhutnahme eines Kindes oder Jugendlichen geboten scheint.
"Häufig sind das Fälle von häuslicher Gewalt, Misshandlungen, aber auch von Verwahrlosung", berichtet die stellvertretende Teamleiterin Marlis Bargen. In jedem Fall sei die Inobhutnahme eines Kindes immer das letzte Mittel. Bis Mitte Oktober sind in Neukölln fast 700 Kinderschutzmeldungen eingegangen. Ein Drittel der Fälle stellte sich nach einer Überprüfung letztlich als Fehlmeldung heraus. 46 Kinder wurden nach Inaugenscheinnahme vor Ort in Schutz genommen und kamen zu Pflegefamilien oder in Einrichtungen. Jeweils zwei Mitarbeiter des Teams sind immer gemeinsam unterwegs, nicht nur in Neukölln. "Sind die Eltern nirgends in der gesamten Stadt mit festem Wohnsitz gemeldet, sind wir als achter Bezirk nach der Geburtsdatenreglung auch für Eltern zuständig, die im Monat August geboren sind", erklärt Liecke.
Um einen geschützten Transport der Kinder und Jugendlichen zu gewährleisten, leaste die Abteilung Jugend nun einen VW Polo, den der Stadtrat am 26. November an die Mitarbeiter des Kinderschutzteams übergab. "Zuvor war es manchmal schwierig, wenn wir Kinder mit einem Taxi oder öffentlichen Verkehrsmitteln abholen mussten. Vor allem dann, wenn wir mehrere Einsätze an einem Tag hatten", schildert Marlis Bargen. Mittlerweile ist das Kinderschutzteam nicht nur im Jugendamt, sondern auch in Notdiensten, bei der Polizei, in Kitas, Schulen und Krankenhäusern bekannt.
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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