Kinderwohlgefährdung: mehr gemeldete Fälle als im Vorjahr

Neukölln. Im vergangenen Jahr sind dem Neuköllner Bezirksamt wesentlich mehr Kinderwohlgefährdungen als 2014 gemeldet worden. Das muss aber aber nicht heißen, dass die Situation tatsächlich schlimmer geworden ist.

Jugendstadtrat Falko Liecke (CDU) vermutet: Die Neuköllnerinnen und Neuköllner greifen inzwischen häufiger zum Telefon, wenn sie mitbekommen, dass Nachbarn oder Bekannte schlecht mit ihren Kinder umgehen.

Genau 1337 Meldungen gingen 2015 ein. Fast alle – nämlich 85 Prozent – stellten sich als begründet heraus. Bei über einem Drittel der Fälle ging es um Vernachlässigung der Kinder, bei einem Fünftel um körperliche Gewalt, bei mehr als einem Zehntel um seelische Gewalt. Aus dem Süden Neuköllns gab es weniger Meldungen als aus dem Norden, aber auch hier war ein Anstieg zu verzeichnen.

In jeder vierten Familie, die gemeldet wurde, herrschte häusliche Gewalt und/oder Gewalt zwischen den Erwachsenen. In etwa jedem sechsten Fall ging es um „unverschuldetes Versagen“, meistens eine Folge von Suchtmittelkonsum oder psychischen Erkrankungen. Häufig kamen mehrere Ursachen für die Kindesgefährdung zusammen.

Die Angst vieler Mütter und Väter, das Jugendamt könne ihnen bei Problemen die Kinder wegnehmen, ist in aller Regel unbegründet. Das sei im vergangenen Jahr nur in 73 Fällen notwendig gewesen, so der Jugendstadtrat. „Die Erfahrung zeigt, dass es für die gesamte Familie besser ist, je früher wir helfen können.“

Wer eine Kindeswohlgefährdung melden möchte, findet unter  90 23 05 55 55 einen Ansprechpartner. Das Telefon ist von 8 bis 18 Uhr besetzt. Außerhalb dieser Zeit wird der Anruf an den Kinderschutz weitergeleitet. Eine Hotline ist rund um die Uhr unter  61 00 66 zu erreichen. Per E-Mail kann eine Meldung unter kst@bezirksamt-neukoelln.de gemacht werden. sus

Autor:

Susanne Schilp aus Neukölln

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