Neukölln möchte eine Kinderschutzambulanz

Neukölln. Täglich werden Kinder misshandelt oder missbraucht. Ihre Verletzungen werden manchmal selbst von einem Arzt nicht erkannt. Damit sich das ändert, soll Berlin vier Kinderschutzambulanzen bekommen.

In den Ambulanzen werden Kinder untersucht, bei denen ein Verdacht auf Misshandlung besteht – ohne dass sie stationär aufgenommen werden müssen. Und die Ärzte passen auf, dass kein Beweis verloren geht, so dass der Schuldige später auch zur Rechenschaft gezogen werden kann.

Jugend- und Gesundheitsstadtrat Falko Liecke (CDU) setzt sich nun beim Senat dafür ein, dass eine dieser Einrichtungen ins Neuköllner Vivantes Krankenhaus an die Rudower Straße 48 kommt.

Sein Schlüsselerlebnis liegt drei Jahre zurück. „Damals musste die acht Monate alte Lena sterben, weil der Vater sie geschüttelt hatte“, sagt Liecke. Das kleine Mädchen könnte heute noch leben. „Es gab Hinweise auf Misshandlungen“, sagt Liecke. Doch der Kinderarzt erkannte die Verletzungen nicht. Erst bei der Obduktion wurden die Rippenbrüche und Armbrüche festgestellt.

In einer Kinderschutzambulanz wäre das Mädchen geröntgt worden, die Ärzte hätten seine Verletzungen festgestellt und es behandelt. „Seit diesem traurigen Vorfall spreche ich mich für die Ambulanzen aus“, betont Liecke. Dort sei das Personal für solche Fälle ausgebildet, in medizinischer und psychologischer Hinsicht.

„Wenn wir es ernst meinen mit der Verbesserung des Kinderschutzes, brauchen wir dringend die Ambulanz“, sagt der Gesundheitsstadtrat. Er nennt Zahlen: 2013 seien in Neukölln 556 Verfahren wegen Kindeswohlgefährdung bekannt geworden. Im Durchschnitt seien das rund 1,6 Verfahren am Tag. "Das ist mir deutlich zu viel". sagt Liecke. „Die Ambulanz trägt dazu bei, zuverlässig und rechtssicher Misshandlungen aufzudecken, um dann rechtzeitig vor weiteren Taten einschreiten zu können.“

Laut Polizeistatistik sind 2013 bundesweit 153 Kinder an den Folgen ihrer Misshandlungen gestorben. Nach Ergebnissen von rechtsmedizinischen Untersuchungen ist die Dunkelziffer bei diesen Tötungsdelikten jedoch mindestens doppelt so hoch. 4.051 Kinder haben im Jahr 2013 ihre Misshandlungen überlebt. KT

Autor:

Klaus Teßmann aus Prenzlauer Berg

following

Sie möchten diesem Profil folgen?

Verpassen Sie nicht die neuesten Inhalte von diesem Profil: Melden Sie sich an, um neuen Inhalten von Profilen und Orten in Ihrem persönlichen Feed zu folgen.

Eine/r folgt diesem Profil

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

Beitragsempfehlungen

WirtschaftAnzeige
Das Team von Optik an der Zeile freut sich auf Ihren Besuch. | Foto: privat

Optik an der Zeile
16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024

40 Jahre Augenoptik-Tradition im Märkischen Viertel, das feiern wir immer noch in diesem Jahr 2024. Feiern Sie mit uns und profitieren Sie von unseren Jubiläumsangeboten. Kommen Sie zu uns und staunen Sie über die Vielfalt der Angebote. Anlässlich unserer 16. Brillenmesse vom 5. bis 7. Dezember 2024 bieten wir Ihnen die gesamte Kollektion namhafter Designer. Sie können aus einer riesigen Auswahl Ihre Brille finden. Mit vielen schönen Brillengestellen und den Brillengläsern von Essilor und...

  • Märkisches Viertel
  • 13.11.24
  • 145× gelesen
KulturAnzeige
Blick in die Ausstellung über den Palast der Republik. | Foto: David von Becker
2 Bilder

Geschichte zum Anfassen
Die Ausstellung "Hin und weg" im Humboldt Forum

Im Humboldt Forum wird seit Mai die Sonderausstellung „Hin und weg. Der Palast der Republik ist Gegenwart“ gezeigt. Auf rund 1.300 Quadratmetern erwacht die Geschichte des berühmten Palastes der Republik zum Leben – von seiner Errichtung in den 1970er-Jahren bis zu seinem Abriss 2008. Objekte aus dem Palast, wie Fragmente der Skulptur „Gläserne Blume“, das Gemälde „Die Rote Fahne“ von Willi Sitte, Zeichnungen und Fotos erzählen von der damaligen Zeit. Zahlreiche Audio- und Videointerviews geben...

  • Mitte
  • 08.11.24
  • 471× gelesen
Gesundheit und MedizinAnzeige
Wie Sie Rückenschmerzen durch fortschrittliche Behandlungskonzepte in den Griff bekommen, erfahren Sie am 3. Dezember. | Foto: Caritas-Klinik Dominikus

Ihre Optionen bei Beschwerden
Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule

Um "Moderne Therapien an der Lendenwirbelsäule – Ihre Optionen bei Beschwerden" geht es beim Patienteninformationsabend am Dienstag, 3. Dezember. Rückenschmerzen, Ischias-Beschwerden und Bewegungseinschränkungen im Bereich der Lendenwirbelsäule gehören zu den häufigsten orthopädischen Problemen. An diesem Infoabend erhalten Sie Einblicke in aktuelle Therapiemöglichkeiten und fortschrittliche Behandlungskonzepte. Unser Wirbelsäulenspezialist Tim Rumler-von Rüden erklärt, wie moderne Technologien...

  • Reinickendorf
  • 07.11.24
  • 438× gelesen
  • 1
WirtschaftAnzeige
Für rund 105.000 Haushalte im Bezirk Lichtenberg baut die Telekom Glasfaserleitungen aus. | Foto: Telekom
2 Bilder

Telekom macht's möglich
Schnelles Glasfasernetz für Lichtenberg

Aktuell laufen die Arbeiten zum Ausbau des hochmodernen Glasfaser-Netzes im Bezirk Lichtenberg auf Hochtouren. Damit können rund 105.000 Haushalte und Unternehmen in Alt-Hohenschönhausen, Fennpfuhl, Friedrichsfelde, Karlshorst, Lichtenberg und Rummelsburg einen direkten Glasfaser-Anschluss bis in die Wohn- oder Geschäftsräume erhalten. Die Verlegung der Anschlüsse wird im Auftrag der Telekom durchgeführt. Schnell sein lohnt sich Wer jetzt einen Glasfaser-Tarif bei der Telekom beauftragt, gehört...

  • Bezirk Lichtenberg
  • 30.10.24
  • 871× gelesen
add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.