Ochsenherzen, Erdbeeren, Rosen: Gärtnergruppe freut sich über Unterstützung
Bald blüht und grünt es wieder im und am Bürgerzentrum an der Werbellinstraße 42. Gerade jetzt im Frühjahr hat die kleine Gärtnergruppe jede Menge zu tun. Deshalb sucht sie Mitstreiter.
„Momentan sind wir eine Handvoll Leute. Wir möchten ein bisschen größer werden“, sagt Georgis Pfeilsticker. Die Gruppe geht jetzt ins dritte Jahr und trifft sich jeden Mittwoch um 10 Uhr. Nach der Arbeit wird gemeinsam in der hauseigenen „Kantineria 44“ zu Mittag gegessen und geplaudert.
Es gibt mehrere (An-)Baustellen im Haus. Auf dem großen Balkon im dritten Stock spielt sich das meiste ab. Dort gibt es etliche Pflanzflächen, ein großes und ein kleineres Hochbeet und ein Mini-Gewächshaus. Unterschiedliche Erdbeersorten, Rosen, Salate, Paprika, Kräuter gedeihen. „Unsere letzte Tomatenernte war astronomisch, besonders gut haben die Ochsenherzen geschmeckt. Wir hatten bereits gelbe, grüne und schwarze Tomaten und sind immer offen für Experimente“, erzählt Georgis Pfeilsticker. So gab es auch schon eine Kletterminigurke, eine Zucchinipflanze, die nicht mehr aufhörte zu wachsen, oder Zichoriensalat, dessen bitterer Geschmack unterschiedliche Reaktionen auslöste.
„Ich kann darauf verzichten“, kommentiert Jürgen Grotz knapp. Er ist ebenfalls Mitglied der Gartengruppe und dem Bürgerzentrum als Ehrenamtlicher seit Jahren verbunden. „Aber sie hat unheimlich schön geblüht“, wirft Pfeilsticker ein. Von der Ernte darf jeder, der mag, etwas mit nach Hause nehmen. Und er kann sicher sein, dass das Gemüse oder Obst wirklich biologisch angebaut ist.
Verwendet werden nur Stärkungsmittel wie Schachtelhalm, oder die Pflanzen selbst machen den Schädlingen den Garaus. „Tagetes zum Beispiel lockt Nematoten, kleine Fadenwürmer, an, und die fressen die Blattläuse“, erklärt Pfeilsticker. Sie ist in Sachen grüner Daumen familiär vorbelastet. Im elterlichen Gartenbaubetrieb hat sie eine Zeit lang mitgearbeitet. Und neben vielen anderen Dingen lernte sie: Auch das vermeintlich einfache Gießen ist eine Kunst, die beherrscht sein will, damit sich die Pflanze wohlfühlt und gedeiht.
Die Gruppe kümmert sich aber nicht nur um den Dachgarten, sondern auch um 120 Meter Balkonkästen, die das Bürgerzentrum schmücken. Wie früher blühen in ihnen Geranien, aber heute sind sie mit Stauden gemischt. Auch die Zierpflanzen im Atrium der Kantineria werden gepflegt, und je nach Jahreszeit kommen auch immer mal neue dazu.
Die Hobbygärtner treffen sich das ganze Jahr über. „Im Winter palavern wir eher, aber das dient ja schließlich der Vorbereitung“, sagt Jürgen Grotz. Ihm und seinen Mitstreitern ist wichtig, dass auch andere von dem Dachgarten profitieren. Bei gutem Wetter treffen sich Bingospieler oder andere Gruppen dort, zum Ernten werden regelmäßig geistig Behinderte eingeladen, die vom Mosaik-Verein betreut werden. „Es ist toll zu sehen, wie sie sich freuen, sie sind immer ganz begeistert.“
Überhaupt sollten noch viel mehr Neuköllner das Bürgerzentrum kennenlernen, meint Grotz. Hier ist Raum für die unterschiedlichsten Interessen: Es wird gekegelt, Skat gekloppt, Englisch gelernt, gehandarbeitet, Gymnastik getrieben, ehrenamtliche Arbeit vermittelt und in vielen Fragen beraten. Es gibt Internet-Kurse für Senioren und den allseits beliebten Tanztee am Donnerstag mit Livemusik. Auch Räume für Feiern können gemietet werden.
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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