Projekt für ältere Menschen im Rollbergviertel vor dem Aus
Annette Pawel wohnt seit drei Jahren im Seniorenwohnhaus der städtischen Wohnbaugesellschaft Stadt und Land, die an der Rollbergstraße zwischen Morusstraße und Hans-Schiftan-Straße liegt. Ihre Ein-Zimmer-Wohnung ist behindertengerecht. Die 63-jährige Rentnerin lebt gern hier, denn dank vieler Freizeitangebote und regelmäßigen Veranstaltungen hat sie Kontakte zu Mitbewohnern.
Und sie kann den Service von MoRo in Anspruch nehmen. Ist sie mal bettlägerig, ruft sie im Büro des Hauses an. Sylvia Wadehn und ihr Team kümmern sich dann schnell darum, dass jemand für sie einkaufen geht, ein Rezept von der Apotheke abholt oder sie zum Arzt begleitet. "Das wird mir nirgends sonst geboten. Viele, die hier leben, haben noch keine Pflegestufe und damit auch keinen Anspruch auf die Leistungen eines Pflegedienstes", sagt Annette Pawel.
Dass diese Hilfen hier seit eineinhalb Jahren trotzdem angeboten werden, ist Sylvia Wadehn zu verdanken. Sie ist selbst seit 2011 Bewohnerin der Anlage und seit 1. Februar vom Bezirksparlament als Mitglied der "Sondersozialkommission Seniorenwohnhäuser" eingesetzt. Täglich koordiniert die 63-Jährige ehrenamtlich die Hilfsdienste und alle Freizeitangebote, wie Grillen, Billard, Gymnastik, Frühstücke oder Kaffeetafeln. Unterstützt wird sie von zwei weiteren Mitgliedern und von Hilfskräften, die das Jobcenter mit Fördergeldern des zweiten Arbeitsmarktes Trägern zur Verfügung stellt. Von den einstmals 13 MAE-Kräften sind jetzt nur noch sechs übrig geblieben, die zum Teil auch in der neu hinzugekommenen betreuten Seniorenwohnanlage in der Pflügerstraße eingesetzt werden.
Dennoch lehnte das Jobcenter eine Verlängerung der Maßnahmen ab. "Ohne diese Kräfte können wir nicht weitermachen", sagt Sylvia Wadehn. Sozialstadtrat Bernd Szczepanski (Grüne) setzte sich beim Jobcenter vergebens für eine Verlängerung ein. "Nur noch 25 Prozent ihrer Mittel dürfen Jobcenter für Maßnahmen auf dem zweiten Arbeitsmarkt einsetzen. Das berücksichtigt leider nicht die Situation in Kommunen mit einem hohen Problemdruck wie Neukölln", meint der Stadtrat.
Uwe Mählmann, Pressesprecher der Agentur für Arbeit betont jedoch: "Es gibt zahlreiche Maßnahmen, die sich um das Thema Senioren drehen. Wir müssen auch andere zum Zuge kommen lassen." Nach einer Demonstration der Senioren am 18. Mai vor dem Jobcenter und dem Neuköllner Rathaus erklärte Sylvia Wadehn, sie habe eine Zusage vom Jobcenter erhalten, die Anträge nochmals zu überprüfen.
Autor:Sylvia Baumeister aus Neukölln |
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