Was wird aus dem gelben Container?
Registerstelle Neukölln soll an den Boddinplatz ziehen
Der Eröffnungstermin des neuen Kinder- und Jugendhauses „Blueberry Inn“ in der Reuterstraße 10 steht fest: Am 13. September soll es so weit sein. Was mit dem aktuellen Ausweichort am Boddinplatz geschehen soll, teilte Jugendstadträtin Sarah Nagel (Linke) kürzlich den Bezirksverordneten mit.
Hintergrund: Seit fast vier Jahren ist das Grundstück an der Reuterstraße gesperrt, um mehr Platz für junge Neuköllner zu schaffen. Bisher gab es dort nur ein kleines blaues Häuschen mit rund 40 Quadratmeter Fläche, betrieben von der gemeinnützigen Gesellschaft Outreach. Von Anfang an war es viel zu klein, bis zu 80 Kinder kamen jeden Tag. Außerdem war die Einrichtung für Jugendliche tabu. Deshalb wurde auf dem Areal ein weiteres, größeres Gebäude errichtet. Es hat zwei Stockwerke und bietet auch Räume für Angebote der Volkshochschule und Bibliothek.
Die von Outreach betreuten Kinder treffen sich seitdem im Ausweichquartier am Boddinplatz – in einem gelben Container, errichtet auf einem Bunker. Dieser neue Anlaufpunkt habe den Platz belebt und die Situation dort und auf dem angrenzenden Spielplatz deutlich verbessert, so Sarah Nagel. Beate Bruker (Bündnis 90/Die Grünen), Vorsitzende des Jugendhilfeausschusses, stimmt zu: „Der Boddinplatz war mal ein Angst-Ort mit hartem Drogenkonsum. Durch die Zusammenarbeit mit sozialen Trägern wie dem Verein Fixpunkt und die Nutzung der Containerbauten hat dieser Ort eine wunderbare Wandlung erfahren“, sagt sie. Vor allem die unter Achtjährigen aus dem Kiez kämen oft, um dort zu malen, zu basteln und zu spielen. „Das müssen wir unbedingt erhalten“, so Bruker. Auch die Bezirksverordneten haben kürzlich beschlossen, den Container dauerhaft für die Kinder- und Jugendarbeit zu sichern.
Doch laut Nagel ist das angesichts der angespannten Haushaltslage nicht möglich. Stattdessen solle dort eine Anlaufstelle der Registerstelle Neukölln entstehen, die von der Landeskommission gegen Gewalt finanziert werden könne. Die Registerstelle dokumentiert diskriminierende Vorfälle im Bezirk und unterstützt betroffene Kinder, Jugendliche und Familien. Es sei angedacht, mit Einrichtungen wie dem Madonna-Mädchentreff, dem Gesundheitskollektiv und dem Anti-Diskriminierungs-Netzwerk des Türkischen Bundes zusammenzuarbeiten. „Konkrete Planungen mit dem Träger Yekmal werden im Mai beginnen“, kündigte Nagel an. Darüber hinaus solle es auch feste Gruppenangebote geben, sodass der Container weiter von Kindern, Jugendlichen und Familien genutzt werden könnte.
Beate Bruker ist damit nicht zufrieden. Die Registerstelle beschäftige sich hauptsächlich mit Dokumentation und habe nichts mit direkten sozialpädagogischen Angeboten für Kinder und Jugendliche zu tun, kritisiert sie. „Das den BVV-Beschluss ignorierende Vorgehen der Stadträtin können wir nicht akzeptieren und werden diesen Vorgang im Jugendhilfeausschuss noch einmal thematisieren.“
Autor:Susanne Schilp aus Neukölln |
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